Eine Soldatin der US-Army bei den US-Streitkräften in Grafenwöhr.
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Interview - Unter Trump: Militärexperte erwartet Rückzug aus der Ukraine

Ab Montagabend ist Donald Trump wieder Präsident der USA. Militärexperte Ralph Thiele meint, für die Ukraine heiße das: "Die Amerikaner gehen weg." Und Deutschland werde sich letztendlich anschließen.

Zur Waffenruhe im Nahen Osten habe Trump durchaus beigetragen, erklärt Ralph Thiele, Oberst a.D und Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft Berlin. "Biden hat die Vorlagen gelegt - Trump hat dafür gesorgt, dass es am Ende dazu gekommen ist", sagt er. "Denn er hat so deutlich gemacht, dass er diese Policy mitträgt, dass Netanjahu und andere nicht mehr rauskonnten."

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagt Thiele, er rechne mit einem Rückzug der USA. "Und wir werden es vermutlich machen wie in Afghanistan: Wir werden erst mal so tun, als wenn wir da bleiben, aber dann ganz schnell auch unsere Sachen packen", so der Militärexperte. "Das ist die Perspektive - es sei denn, es gelingt jetzt ein nachhaltiger Waffenstillstand."

Thiele: Müssen die Bundeswehr stärken


Es sei zu erwarten, dass Trump außenpolitisch sprunghaft agiere und nur noch mit Ländern kooperiere, die den USA finanziell einen Gewinn brächten, erklärt Thiele. "Der Gewinn ist heute in Asien, nicht in der Ukraine oder in Russland", sagt er. "Von daher gibt es kein nationales Sicherheitsziel der Amerikaner, in der Ukraine zu bleiben." Das wisse auch der russische Präsident Wladimir Putin und werde entsprechend verhandeln.

In Deutschland sei es dringend notwendig, die Bundeswehr zu stärken, findet der Oberst a. D., "weil wir der Kern Europas sind und auch Kern der europäischen Nato". Sollte die künftige Bundesregierung tatsächlich mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, müsse dieses Geld "klug angelegt werden", so Thiele. Außerdem fordert er, die Strafzinsen für die Förderung von Rüstungsunternehmen abzuschaffen.

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