Eine alte Frau mit Rollator vor einem Wohnblock in Marzahn
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Interview - Armutsforscher Butterwegge: Hohe Wohnkosten machen arm

5,5 Millionen mehr Menschen als angenommen leben in Deutschland unter der Armutsgrenze. Armutsforscher Christoph Butterwegge sieht als Ursache hohe Wohn-, Energie und Lebensmittelkosten.

Wohnen ist in vielen Regionen Deutschlands teuer. Und das hat Folgen - auch und vor allem für jene, die ohnehin wenig zum Leben haben. Eine aktuelle Statistik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sagt jetzt: 5,5 Millionen Menschen mehr als bisher angenommen lebten in Deutschland unter der Armutsgrenze. Deren Wohnkosten seien bislang nicht berücksichtigt worden.

Der renommierte Armutsforscher und Buchautor Christoph Butterwegge schätzt die Lage ähnlich ein. Es werde meist nur auf das Einkommen geschaut, ohne zu berücksichtigen, was schon für das Wohnen abfließe. Und: "Auch die Energie-Armut nimmt zu, die Ernährungs-Armut, denn auch da sind die Preise deutlich gestiegen." Wer nun also auch noch eine neue Wohnung brauche und entsprechend höhere Wohnkosten habe, "der gerät dann erst recht unter Druck."

Butterwegge: Bezahlbare Mieten in Berlin dank privater Vermieter

Viele Menschen müssten mittlerweile 40 oder 50 Prozent ihres Einkommens in die Miete stecken, so Butterwegge. "Und dann bleibt natürlich am Ende des Monats nichts mehr übrig."

Berlin ist in der Statistik im Mittelfeld. Dass es in der Hauptstadt gar nicht so schlimm ist, wie man annehmen könnte, liegt nach Butterwegges Vermutung an den Privatvermietern, die lange Zeit ihre Mieten nicht erhöhten. Im Gegensatz zu den Wohnungsbaugenossenschaften seien die privaten Vermieter "häufig gar nicht so darauf aus, Mieter und Mieterinnen […] auszupressen."