Plastikmüll in Indonesien
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Interview - Plastikmüll: Kein Abkommen - aber trotzdem Hoffnung?

Ein Abkommen steht nicht am Ende des Treffens von 170 Nationen in Südkorea, um das weltweite Plastikmüllproblem zu lösen. Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace sieht dennoch Momentum und ein starkes Zeichen.

Es gibt weiterhin kein rechtlich verbindliches globales Abkommen zur Plastikvermeidung. Deutschland und die EU haben sich bei den Verhandlungen in Busan (Südkorea) für ein Abkommen eingesetzt, das verbindliche Ziele festlegt, weltweit deutlich weniger Plastik zu produzieren, um mit der Vermüllung klarzukommen. Die Öl-und Plastik-Lobby setzt stattdessen auf Recycling.

Moritz Jäger-Roschko ist Experte für Plastik- und Kreislaufwirtschaft der Umweltorganisation Greenpeace und war in Busan dabei. Von einem Scheitern des Treffens spricht er jedoch nicht: Es werde eine weitere Verhandlungsrunde geben, "weil sich halt auf die drei Kernthemen - Reduktion der Plastikproduktion, gefährliche Chemikalien und Finanzierung der Umsetzung – am Ende einfach noch nicht geeinigt werden konnte", sagt er.

Plastiklobby in Busan stark vertreten


Das liegt auch an der Plastiklobby, die bei dem Treffen stark vertreten war: "Das sind natürlich einmal die Öl- und Gas-produzierenden Länder – Saudi-Arabien, Indien, Russland –, die immer wieder seit der ersten Verhandlungsrunde aktiv die Verhandlungen verzögern und blockieren, das haben sie auch hier wieder gemacht. Und dann gibt es natürlich die plastikproduzierenden Unternehmen." Dazu gehören auch deutsche Unternehmen wie BASF.

Eine Kernforderung von Greenpeace sei, dass die Unternehmen, die für die Verschmutzung zuständig seien, auch dafür bezahlen, dass der Müll aufgeräumt wird. "Dementsprechend fordern wir unter anderem, dass mit jeder Tonne Plastik, die produziert wird, die produzierenden Unternehmen auch eine gewisse Abgabe bezahlen müssen, die dann in einen Fond eingezahlt wird, der dann genutzt wird, um zum Beispiel Recycling-Infrastruktur weltweit, vor allem auch in den betroffenen Ländern, aufzubauen; aber auch, Plastikmüll, der schon in der Umwelt ist, wieder zu entfernen."

Pressekonferenz ein "starkes Signal"


Als starkes Signal sieht Jäger-Roschko es, dass sich am letzten Tag des Treffens mehr als 100 Länder im Rahmen einer Pressekonferenz für ein starkes Abkommen ausgesprochen hätten, das eine Reduktion der Plastikproduktion enthalte. Das habe dem Ganzen noch einmal ein wirklich gutes Momentum gegeben. Deswegen fordere Greenpeace, auch möglichst schnell weiter zu verhandeln.