Interview - Fahrgastverband: Verkehrs-Beschlüsse des Senats "verheerend"
Rund 660 Millionen Euro will der Senat aus der Kasse der Verkehrsverwaltung sparen - unter anderem durch das Ende des 29 Euro - Tickets. Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB ist enttäuscht, aber nicht überrascht.
Der Berliner Senat hat wochenlang darüber beraten, wie die riesige Lücke von drei Milliarden Euro im Haushalt für das nächste Jahr geschlossen werden soll. Diesen Montag werden die Kürzungen im Koalitionsausschuss festgezurrt. Neben der Kultur wird es im ÖPNV erhebliche Einsparungen geben. So soll zum Beispiel das 29 Euro – Ticket wieder abgeschafft werden.
Stop der M4-Verlängerung "traurig und schade"
Jens Wieseke, Vize-Vorsitzender und Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes IGEB, sieht diese Maßnahme mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Es ärgert natürlich viele Leute, die gesagt haben: Das hat mir gereicht. Andererseits stand es von Anfang an auf tönernen Füßen einer miserablen Finanzierung. Da hat die SPD nicht wirklich mit offenen Karten gespielt. Doch wurde doch leider Geld an der falschen Stelle eingesetzt."
Auch zwei geplante Tram-Linien sollen vorerst nicht kommen, beispielsweise die verlängerte M4, die vom Alexanderplatz über den Potsdamer Platz bis zum Kulturforum hätte führen sollen. Wieseke hofft, dass das nur ein zeitweiliger Stopp ist: "Traurig und schade ist es schon, denn diese Straßenbahnlinie wäre extrem wichtig gewesen, dort endlich einen Umstieg zum ÖPNV zu ermöglichen."
Wieseke: Da reift eine noch umfassendere Krise heran
Auch die Strecke von Johannisthal nach Gropiusstadt wird vorerst nicht kommen. "Auch das ist eigentlich nicht zu verschmerzen", sagt der Sprecher. "Es ist immer schwierig, wenn man zum Beispiel von der Gropiusstadt nach Schöneweide und so weiter will. Da gibt es dann eben nur den Bus. […] Auch das ist eine falsche Entwicklung."
Insgesamt kritisiert Wieseke die Verkehrspolitik stark: "Die Verkehrspolitik ist mindestens auf der Standspur. […] Da reift ganz allmählich eine doch noch umfassendere Krise heran, wenn nicht gegengesteuert wird. Vor dem Hintergrund der jetzigen BVG-Krise sind die heutigen Beschlüsse jedenfalls verheerend."