Interview - Reichinnek (Linke): §218 muss endlich abgeschafft werden
Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken wollen erreichen, dass Abtreibungen bis zur zwölften Woche nicht mehr nur straffrei, sondern legal sein sollen. Heidi Reichinnek (Linke) erklärt, warum.
Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland rechtswidrig - werden aber nicht geahndet, wenn Frauen sie in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft vornehmen lassen. Diese Regelung stigmatisiert Betroffene sowie Ärztinnen und Ärzte, sagt eine Gruppe Bundestagsabgeordneter aus SPD, Grünen und Linken und hat einen Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der die juristische und gesundheitspolitische Regelung von Abtreibungen in Teilen neu regelt.
Heidi Reichinnek ist Co-Vorsitzende der Bundestagsgruppe die Linke erklärt, warum ihrer Meinung nach Schwangerschaftsabbrüche künftig nicht mehr durch das Strafgesetz sondern das "Schwangerschaftskonfliktgesetz" geregelt werden sollten: "Das ist einfach nicht in Ordnung, dass das gerade im Strafgesetzbuch steht, weil das einfach eine psychische Belastung ist, weil es die Betroffenen stigmatisiert und vor allen Dingen verhindert das auch, dass wir diesen Eingriff über die Krankenkassen finanzieren und dass wir da bessere Unterstützung anbieten." Deswegen müsse der Paragraph 218 endlich abgeschafft werden.
Reichinnek: Frechheit, wie hier mit Frauen umgegangen wird
Dass Schwangerschaftsabbruch bisher nicht legal, sondern nur straffrei sei, mache etwas mit den Betroffenen, wie auch mit Ärztinnen und Ärzten. "Wir sehen teilweise, wie viel Hass es gegen Betroffene gibt. Wenn ich zum Beispiel sehe, wie vor den Kliniken protestiert wird, was da für Briefe geschrieben werden. Ich hoffe einfach, dass wir damit eine Diskussion anstoßen können, die auch ein anderes Bewusstsein in der Gesellschaft schafft. Ich muss sagen: Wir hatten das ja schon mal, zumindest im Osten dieses Landes. Und dahin sollten wir wieder zurückkommen: Dass es einfach ein Teil der Gesundheitsversorgung ist – und keine Straftat."
Gegenwind erwartet die Linken-Politikerin auch deswegen, weil den Krankenkassen ohnehin geschätzt 14 Milliarden Euro im kommenden Jahr fehlen. Aber: "Das ist wieder ein Thema, das betrifft Frauen. Und es ist in meinen Augen wirklich eine Frechheit, wie da an vielen Stellen mit Frauen umgegangen wird, sowohl beim Thema Schwangerschaftsabbrüche als auch beim Thema Verhütung, die ja auch größtenteils immer noch selbst bezahlt werden muss. […] Wenn es Männer betreffen würde, das sage ich Ihnen einmal ganz deutlich, dann würde das anders aussehen."