Interview - Militärexperte: Ukraine braucht Unterstützung der USA
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA herrscht Unsicherheit über die Folgen für den Krieg in der Ukraine. Es könne schwierig werden die Amerikaner davon abzubringen, ihre Militärhilfen einzustellen, meint der Militärexperte Gustav Gressel.
Seit fast 1000 Tagen wütet der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Im Osten des Landes scheinen die russischen Truppen die Oberhand zu gewinnen. Auf russischem Gebiet in Kursk könne man durch die ukrainische Offensive rund 50.000 russische Soldaten binden, betont der ukrainische Präsident Selenskyj. Dort sind mittlerweile offenbar nordkoreanische Soldaten im Einsatz.
"Die Situation ist äußerst angespannt", sagt Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations in Berlin. "Die Ukrainer haben nicht die Kräfte und haben auch nicht das Material, um den russischen Vormarsch vollends unter Kontrolle zu bringen. Beide Seiten erlitten hohe Verluste, so Gressel. Die Frage sei nun, ob die ukrainische Verteidigungskraft vor der russischen Angriffskraft erodiere. Das werde sich in den nächsten Monaten zeigen.
Gressel: Ukraine braucht Waffensysteme aus den USA
Für Unsicherheit sorgt auch der Wahlsieg von Donald Trump in den USA. Bisher sei nicht absehbar, welche Politik der neue US-Präsident in der Ukraine verfolgen werde, so Gressel. Wahrscheinlich sei aber, dass die republikanisch geführte Regierung versuchen werde, die Kosten zu senken. Es formiere sich aber auch innerhalb der republikanischen Partei Widerstand dagegen, die Ukraine ganz aufzugeben.
"Es kann nur sein, dass es jetzt für Europa wirklich schwierig wird erstens politisch zusammenzuhalten und zweitens auch die Amerikaner davon abzubringen, schnell unüberlegt Hilfe einzustellen", sagt Gressel. Die Ukraine sei auf die Hilfe der USA angewiesen. "Viele Waffensysteme kriegt man nurmehr in den USA."