Mit einem selbst gefertigten Transparent fordern Teilnehmer der Massendemonstration am 04.November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz freie Medien.
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Interview - Meckel: "Das war die Fröhlichkeit, die Macht zu überwinden"

Am 4. November 1989 fand auf dem Alexanderplatz die größte Demonstration der DDR-Geschichte statt, um gegen den Staat zu protestieren. Bürgerrechtler Markus Meckel sagt, so habe man "ungeheuren Druck gemacht".

Die Demonstration gilt als Meilenstein der friedlichen Revolution in der DDR vor 35 Jahren: Für den 4. November 1989 riefen Theaterschaffende zu einer Kundgebung auf dem Berliner Alexanderplatz auf. Hunderttausende kamen, um Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu fordern. Es war die erste nicht-staatliche Demonstration, die das SED-Regime überhaupt genehmigt hatte.

Bürgerrechtler Markus Meckel sagt, die Demonstration habe "ungeheuren Druck gemacht für die SED". Außerdem sei etwas deutlich geworden, was er als "die Fröhlichkeit, die Macht zu überwinden" beschreibt. Er blicke aber mit Ambivalenz auf diesen Tag zurück. Denn für die Demonstration sei ein offizieller Antrag gestellt worden - "das haben wir sonst nicht gemacht". Mit Markus Wolf und Günter Schabowski seien Vertreter des SED-Machtapparates unter den Rednern gewesen.

Meckel: Selbstbewusst und aufrecht in die Deutsche Einheit gegangen

 

Meckel betont außerdem, dass nicht nur die Demos zur friedlichen Revolution geführt hätten. Viel zu wenig im Blick sei, dass die neuen demokratischen Gruppen eine wichtige Rolle gespielt hätten. Deren Engagement habe zum Runden Tisch geführt, an dem sich erstmals die oppositionellen Kräfte mit der SED trafen, um über demokratische Reformen zu sprechen. Nach dem Mauerfall am 9. November sei klar gewesen, dass mit der Demokratie auch die Wiedervereinigung kommen müsse, so der Bürgerrechtler, der später für die SPD im Deutschen Bundestag saß.

Nach den ersten freien Wahlen in der DDR habe es dann auch eine Regierung gegeben, die demokratisch legitimiert Verhandlungen führen konnte. Meckel war ein Teil davon als Minister für Auswärtige Angelegenheiten. Die Ostdeutschen seien selbstbewusst und aufrecht in die Deutsche Einheit gegangen, weil die Mehrheit es so gewollt habe. "Darauf können wir stolz sein. Und ich denke, das gehört mal mehr gewürdigt."

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