Interview - Volkswirt Kooths: Unsicherheit ist "Gift für die Konjunktur"
Zwei Gipfel sollten am Dienstag Lösungen für die kriselnde Wirtschaft finden. Der Volkswirt Stefan Kooths rät von Subventionen ab und kritisiert die Handlungsunfähigkeit der Bundesregierung.
Zwei parallele Wirtschaftstreffen, eins im Kanzleramt, eins in der FDP-Fraktion - die Bundesregierung scheint nicht an einem Strang zu ziehen in der wichtigen Frage: Wie helfen wir der deutschen Wirtschaft aus der Krise? Laut Volkswirt Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft ist dieser Kurs genau das, was die deutsche Wirtschaft im Moment nicht braucht: "Damit herrscht jetzt größtmögliche Unsicherheit darüber, wie es jetzt weitergehen kann – und diese Unsicherheit ist dann eben insbesondere Gift für die Konjunktur."
Von Subventionen rät der Ökonom ab: "Dass würde nur die Symptome lindern und das ist genau das, was wir nicht brauchen. Sondern wir müssen jetzt schon an den Kern heran, warum wir hier in Deutschland doch mittlerweile erkennbare Standortprobleme haben."
Kooths: Produktivität seit fünf Jahren eingefroren
Ein Problem seien die vergleichsweise hohen Energiepreise in Deutschland, die laut Kooths mit der Energiewende zusammenhängen: "Die läuft ja darauf hinaus, dass wir ausschließlich mit erneuerbaren Energien in Zukunft die Energieversorgung bestreiten wollen – und das macht so eben kein anderes Land. Alle anderen Länder haben immer noch eine konventionelle Energiequelle dabei, mit der dann die erneuerbaren kombiniert werden können und das ist eben insgesamt die günstigere Variante."
Im europaweiten Vergleich hinkt Deutschland hinterher. Das Problem sei, so der Volkswirt, "dass wir jetzt schon seit geraumer Zeit diesen Stillstand haben. Wir sind kaum über das Niveau von vor der Krise, also Ende 2019 hinausgekommen, die Produktivität ist sozusagen seit fünf Jahren mehr oder weniger eingefroren."
Das Situation sei auch erkannt, aber: "Es ist derzeit ein Problem, dass man eben kaum noch nennenswerte Dinge verändern kann in der jetzigen politischen Konstellation, weil eben […] die Bundesregierung jetzt nicht mehr gemeinsam handelt."