Interview - Lemke (Grüne): So viel getan wie keine Regierung zuvor
Deutschland ist ohne eigenen Aktionsplan zur Weltnaturkonferenz gefahren. Bundesumweltministerin Steffi Lemke ist trotzdem zufrieden mit ihrer Bilanz. Nach der COP16 gelte nun: Heimfahren und Hausaufgaben machen.
Am Ende der Weltnaturkonferenz vor zwei Jahren war der Jubel groß: 200 Staaten hatten auf der COP15 eine historische Vereinbarung beschlossen; jeweils 30 Prozent der Land- und Meeresflächen sollte bis 2030 unter Schutz gestellt werden.
Ernüchterung jetzt zu Beginn der COP16 in Kolumbien: Die geschützten Flächen sind seitdem kaum gewachsen. Auf dem Land sind es 0,6 Prozentpunkte mehr, was insgesamt nur 17,6 Prozent geschützte Fläche ergibt. Im Meer ist es noch weniger: Um nur 0,2 Prozentpunkte wuchs die Fläche auf einen Anteil von insgesamt 8,4 Prozent.
Förderung in Milliardenhöhe
Eine nationale Strategie, das zu beschleunigen, hatte kaum ein Teilnehmerland der Konferenz mit dabei. Auch die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) war sich ohne so einen Aktionsplan nach Kolumbien aufgebrochen - und sieht die Bundesregierung trotzdem auf einem guten Weg beim Arten- und Klimaschutz: "Wenn ich auf die Bilanz der Bundesregierung schaue, dann muss ich sagen, dass diese Bundesregierung so viel getan hat für den Naturschutz, wie keine zuvor."
Die Ampel-Regierung habe sich nicht darauf konzentriert, nur Ziele zu verabschieden, sondern diese auch in die Praxis umzusetzen. Konkret denke Lemke da an das Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz", das mit 3,5 Milliarden Euro gefördert wurde. "Das ist so viel Geld, wie der Naturschutz in Deutschland noch nie zur Verfügung hatte", so die Umweltministerin. Auch die Internationale Biodiversitätsfinanzierung von 1,36 Milliarden Euro sei vergangenes Jahr gezahlt worden.
Ökosysteme in Gefahr
Die diesjährige Weltnaturkonferenz bewertet Lemke als Erfolg: "Jetzt müssen alle nach Hause fahren und ihre Hausaufgaben machen. Da sind wir mittendrin, aber nicht fertig." Das Thema Naturschutz hätte weite Teile der Gesellschaft erreicht, etwa die Nato oder Wirtschaftsvertreter.
Das sei nur folgerichtig, wenn es ums Artensterben ginge. Denn Ökosysteme würden zunehmend instabil. "Da gibt es Kipppunkte, an denen die natürlichen Systeme einfach nicht mehr funktionieren." Das gefährde die Lebensmittelproduktion. "Das ist vor allem für uns Menschen eine Bedrohung", so die Grünen-Politikerin.