Interview - Apothekerin: "Lieferschwierigkeiten im ganzen Sortiment"
Mitten in der Erkältungswelle haben die Apotheken weiter mit Lieferengpässen zu kämpfen. Das reiche von Antibiotika bis Blutdrucksenker, sagt Anke Rüdinger vom Berliner Apotheker-Verein.
"Die Lieferschwierigkeiten ziehen sich im Grunde genommen durchs ganze Sortiment", sagt Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins. Es fehlten immer wieder Antibiotika, die für die aktuelle Infektwelle wichtig seien, aber auch Medikamente, die Patienten regelmäßig einnehmen müssten - etwa gegen zu hohe Blutdruck- oder Cholesterinwerte.
"Man hat den Eindruck: Es wird irgendwie nicht besser", so Rüdinger, die selbst eine Apotheke im Bezirk Lichtenberg betreibt. Die Apotheken würden versuchen, Alternativen für die betroffenen Patienten zu finden und seien dafür im Austausch mit den Herstellern und behandelnden Ärzten. "In der Regel finden wir Lösungen", sagt Rüdinger. "Aber mitunter gibt es Wirkstoffe, wo wir dann wochenlang gar nicht versorgen können."
Abhängigkeit von China und Indien
Immerhin gebe es aktuell keine Schwierigkeiten bei den Fiebersäften für Kinder, so die Apothekerin. Bei diesem Medikament hatte es vor allem im Winter 2022 große Engpässe gegeben. Um gegenzusteuern, brachte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Sommer 2023 das "Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln" auf den Weg.
Große Verbesserungen durch das Gesetz bemerke sie jenseits der Fiebersäfte aber nicht, so die Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins. "Das ist aber vielleicht auch nicht zu erwarten", sagt Rüdinger. "Diese Abhängigkeit der Arzneimittelherstellung von China und Indien zum Beispiel kann man ja nicht von heute auf morgen ändern." Aus ihrer Sicht müsse es Anreize geben, wieder mehr in Europa zu produzieren.