Kopfhörer auf Russland-Fahne
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Interview - Von Notz (Grüne): Gefahrenlage aus Russland sehr dramatisch

Die deutschen Geheimdienste warnen vor einer wachsenden Gefahr durch Russland. Der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz spricht von Spionage, Sabotage, Desinformation und Versuchen, Wahlen in Deutschland zu hintertreiben.

Seit Jahren gebe es eine Dramatik in der Entwicklung und eine Zunahme der Gefahrenlage aus Russland, sagt Konstantin von Notz, Innenexperte der Grünen Bundestagsfraktion und Mitglied im Parlamentarischen Kontrollausschuss. Die deutsche Öffentlichkeit habe die Bedrohung aus Russland noch nicht richtig wahrgenommen und auf dem Schirm.

Es gebe zwar weiterhin die alten Themen wie den militanten Rechtsextremismus, Islamismus, Terrorismus oder radikalisierte Einzeltäter. "Aber diese Bedrohung aus Russland durch Spionage, Sabotage, durch diese ganzen übrigen Maßnahmen, durch Desinformation, durch den Versuch, unsere Wahlen, demokratische Legitimierungsprozesse zu hintertreiben, zu delegitimieren - das ist eine relevante Gefahr", sagt der Grünen-Politker.

Innenexperte: Russland bedroht Demokratie und kritische Infrastruktur in Deutschland

 

Diese Gefahr bedrohe unsere Demokratie und auch die kritische Infrastruktur, "und das ist ein großes Problem für unsere Sicherheitslage", so von Notz. Bei den Sabotageaktionen oder Aktionen gegen die kritische Infrastruktur gebe es immer eine konkrete Gefahr, dass es auch Tote gibt. Im Fall der Paketsendung, die im Leipziger Frachtzentrum in Brand geraten ist, sei es reiner Zufall, dass nichts Schlimmes passiert ist, erklärt der Innenexperte.

Die Gefahrenlage gebe es nicht nur in Deutschland. Auch andere Länder, die die Ukraine unterstützen wie Frankreich, seien davon betroffen. Mit Bick auf die AfD und das BSW kritisiert von Notz es als verwerflich und nicht nachvollziehbar, "dass sich Parteien in Deutschland zum Sprachrohr Putins machen."

Hintergrund

BND warnt vor russischer Spionage

Die deutschen Geheimdienste warnen vor einer wachsenden Gefahr durch Russland.

Spätestens 2030 seien die russischen Streitkräfte in der Lage, die NATO anzugreifen, sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Kahl, in einer Anhörung im Bundestag. Deutschland sei dabei als zweitgrößter Unterstützer der Ukraine einer der Hauptgegner Russlands. Kahl forderte deshalb mehr Geld und Befugnisse, um die Gefahren abzuwehren.

Verfassungsschutzchef Haldenwang sprach von immer mehr russischen Spionage- und Sabotagefällen in Deutschland. Dabei nehme Russland auch in Kauf, Menschenleben zu gefährden.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt zudem nach dem Brand eines Luftfrachtpakets, für den Russland verantwortlich sein soll.

Das hat ein Sprecher der Behörde dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bestätigt. Es geht demnach um eine Paketsendung, die im Juli im DHL-Frachtzentrum in Leipzig in Flammen aufging. Sie setzte den gesamten Frachtcontainer in Brand.

Hätte sich das Paket erst während des Fluges entzündet, wäre die Maschine nach Einschätzung des Verfassungsschutzes abgestürzt. In Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass der Vorfall im Zusammenhang mit russischer Sabotage steht.

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