Interview - BDI: "Klimaverträge" gute Idee, aber unheimlich kompliziert
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert ausgewählte Industrieunternehmen, damit diese auf klimafreundliche Produktion umstellen. BDI-Chef Siegfried Russwurm begrüßt die Unterstützung, kritisiert aber das Vergabeverfahren.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habek (Bündnis 90/Die Grünen) übergibt am Dienstag sogenannte Klimaverträge an Industrieunternehmen. Die Förderung soll dabei helfen, die Produktion klimafreundlich umzustellen.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, lobt die Unterstützung: "Die Transformation hin zur Klimaneutralität kostet uns alle Geld. Das gibt es nicht umsonst, auch für die Unternehmen nicht. Aber die Unternehmen stehen im globalen Wettbewerb und wir müssen aufpassen, dass wir auf dem Weg nicht unsere industrielle Basis verlieren. Deswegen - Unterstützung aus dem Gemeinwesen, gut dafür - gute Idee."
Der BDI-Präsident kritisiert das Verfahren aber als sehr kompliziert: "Wir haben es wiedermal geschafft, das unglaublich kompliziert zu machen, mit ganz vielen Details, mit ganz vielen Fragen, wo die Unternehmen die Antworten auch nicht wissen."
Russwurm nennt als Beispiel Glashütten, diese liefen derzeit mit Gas, könnten aber auf Strom umgestellt werden: "Dazu muss ich aber wissen, was denn meine Stromkosten sind in fünf Jahren. Und zwischen Stromkosten heute und Stromkosten in fünf Jahren stecken noch ganz dicke Fragezeichen." Unter anderem müssten neue Netze gebaut werden.
"Wir werden neue Kraftwerke bauen müssen, wahrscheinlich werden wir die im Strompreis sehen. Das heißt, die Antwort darauf, wie wird denn mein grüner Strompreis sein, wenn ich diese Glaswanne dann zwanzig Jahre betreibe, [...] - da kann man auch in den Sternenhimmel gucken", so Russwurm.
Laut Russwurm ist die Förderung außerdem vor allem für kleinere Firmen sinnvoll. Für große Unternehmen werde man andere Methoden finden müssen.