Archivbild: UN-Friedenstruppen des indischen Kontingents sichern die libanesische Grenze zu Israel. (Bild. dpa/Marwan Naamani)
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Interview - Konfliktforscher: UNIFIL-Blauhelme dürfen nicht unter Beschuss geraten

In dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sind auch UNO-Soldaten unter Beschuss geraten. Konfliktforscher Stephan Stetter betont, dass UN-Truppen geschützt seien. Das UN-Mandat im Libanon funktioniere aber nicht gut.

Dass Stellungen von UN-Blauhelmsoldaten unter Beschuss geraten, dürfe nicht passieren, sagt der Politikwissenschaftler und Konfliktforscher Stephan Stetter von der Universität der Bundeswehr München. Im Südlibanon habe es Beschüsse gegeben, Verletzte auf Seiten der UN-Blauhelme und auch "ein UN-Stützpunkt wurde für 45 Minuten von Israel besetzt."

Stetter verweist darauf, dass die Vereinten Nationen im Südlibanon ein Mandat haben. "Auf jeden Fall sind UN-Truppen geschützt. Das Problem ist, dass es im südlichen Libanon eine instabile Lage gibt." Die UN seien dort zwischen den Fronten. Sie seien sowohl von Israel als auch von libanesischer Seite stark kritisiert worden.

Hisbollah muss sich für Waffenstillstand zurückziehen

 

"Das zeigt, dass das UN-Mandat auch nicht sehr gut funktioniert", so der Konfliktforscher. Diese Situation sei auch einer der Hintergründe, dass es zu den militärischen Auseinandersetzungen in dem Gebiet komme. Um das zu lösen, sei ein Waffenstillstand im Libanon wichtig. Dafür müsste sich die Hisbollah-Miliz müsste zurückziehen.

"Es müsste tatsächlich auch möglich sein, dass Israelis wieder in den Norden ihres Landes zurückziehen können, übrigens auch Libanesen in den Süden ihres Landes." Von dieser Stabilisierung sei man im Rahmen der aktuellen Kriegshandlungen weit entfernt, so Stetter.

Konfliktforscher: Stabilsierung im Nahen Osten möglich

 

"Ich sehe nicht, dass die militärischen Auseinandersetzungen, wir jetzt sehen, unmittelbar beendet werden." Es gebe internationalen Druck, um zu einer langfristigen politischen Lösung zu kommen. Wichtig sei es, sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon einen Waffenstillstand, die Rückkehr der Geiseln und eine internationale Präsenz in beiden Ländern zuerreichen.

Das Interesse von vielen im Nahen Osten - etwa Ägypten, Saudi Arabien und den Emiraten - sei, dass sich diese Region stärker stabilisiert. "Da wird kein großer Frieden ausbrechen, aber sie kann sich stabilisieren", so Stetter.

Hintergrund

Israel gegen Blauhelme im Südlibanon

In den vergangen Tagen hat es immer wieder Angriffe auf UNO-Posten im Südlibanon durch die israelische Armee gegeben.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die UNO aufgefordert, die Blauhelme aus dem Libanon abzuziehen. Zur Begründung erklärte er, die Hisbollah-Miliz benutze die UNO-Posten als Schutzschilde.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, warnte davor, dass jeder Angriff auf die Friedenstruppen "ein Kriegsverbrechen darstellen könnte".

Die 10 000 Blauhelmsoldaten sollen seit dem Libanonkrieg 2006 eine Waffenruhe überwachen. Sie konnten die neue Eskalation nicht verhindern.