Interview - HTW-Präsidentin fordert mehr bezahlbare Wohnheimplätze für Studierende
Die prekäre Wohnsituation in Berlin trifft auch Studierende hart. HTW-Präsidentin Annabella Rauscher-Scheibe fordert mehr Wohnheimplätze, Anpassung der Bafög-Wohnpauschale und eine sichere Mobilität.
Das Thema Wohnen habe deutliche Präsenz unter den Studierenden, sagt Annabella Rauscher-Scheibe, Präsidentin der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Derzeit liege der durchschnittliche WG-Zimmer-Preis bei 650 Euro - im Bafög-Höchstpreis sind 380 Euro als Wohnpauschale eingepreist. "Und daran merkt man ja schon, dass das in den allermeisten Fällen nicht zusammengeht."
Die hohen Wohnkosten bedeuteten für Studierende mehr Nebentätigkeiten, wie das Arbeiten neben dem Studium. "Und das heißt de facto, dass auf dem Arbeitsmarkt dringend benötigte Fachkräfte ihr Studium verlängern, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können", so Rauscher-Scheibe.
Je teurer das Präsenzstudium werde, desto attraktiver werden private bezahlpflichtige Online-Angebote. dadurch wachse der private Anbietermarkt als Konkurrenz. "Und das wäre natürlich sehr schade, wenn sich Studierende aus finanziellen Gründen gegen ein Präsenzstudium in Berlin entscheiden müssten."
Die HTW-Präsidentin fordert mehr staatlich subventionierte Wohnheimplätze, "die für den Betrag, der im Bafög-Höchstsatz eingerechnet ist, tatsächlich auch Wohnen erlauben." Es brauche keinen Luxus, sondern einen ruhigen, verlässlichen Platz zum Lernen. In Berlin gebe es noch nicht einmal für ein Zehntel der Studierenden einen Wohnheimplatz.
Alternativ sei auch eine wohnortabhängige Wohnpauschale eine Möglichkeit, die Situation zu entschärfen. Auch die studentische Mobilität sei ein Thema. "Wir haben ein großes Umland. Und wenn die Verbindung gut genug wäre, dann wäre auch das eine Lösung", so Rauscher-Scheibe.