Interview - Israels Botschafter fordert "rote Linien" gegen Antisemitismus
Am Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel hat Ron Prosor, Botschafter in Deutschland, gefordert, stärker gegen Islamismus und Jihadismus vorzugehen. Meinungsfreiheit sei keine Aufhetzungsfreiheit.
Ein schwieriger Tag sei dieser 7. Oktober für ihn, sagt Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland am Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel. Er erinnert daran: In Deutschland habe es die Nachkriegszeit gegeben – in Israel, das fast zeitgleich mit Deutschland gegründet worden sei, habe es das nie gegeben.
Dieser 7. Oktober sei für Israel kein historisches Datum – denn: "Hamas hält noch immer unsere Geiseln gefangen. Israel wird täglich mit Raketen – auch heute – aus Gaza beschossen. Und noch immer sind zehntausende Israelis Flüchtlinge im eigenen Land. […] Wir in Israel fühlen uns, als ob wir umzingelt sind von Feinden, die eigentlich uns vernichten wollen." Die brutalen Taten der Hamas hätten die Israelis traumatisiert.
Jubel über 7. Oktober ist "unmenschlich"
Prosor ärgert sich über die "erhobenen Zeigefinger" in der Welt, die Israel sagen wollen, was es zu tun habe. Er verteidigt die israelischen Kampfhandlungen: "Wir versuchen letztendlich, unsere Waffen benutzen, um unsere Zivilisten zu beschützen – und Hamas benutzt seine Zivilisten, um ihre Waffen zu beschützen. Und das ist der große Unterschied."
Den Jubel auf Berliner Straßen über die Angriffe auf Israel bezeichnet der Botschafter als "unmenschlich". Doch er habe viel Vertrauen in die deutsche Regierung und den Regierenden Bürgermeister: Diesen sähen genau, was auf den Straßen vorgehe – und was sie dagegen zu tun hätten. "Meinungsfreiheit ist keine Aufhetzungsfreiheit" – und was dort auf den Straßen passiere, sei Aufhetzung. Deswegen müsse man hier rote Linien ziehen.