Interview - Politologe: FPÖ ist in der Favoritenstellung
Am Sonntag wird in Österreich der Nationalrat neu gewählt. Die rechtsnationale FPÖ führt weiterhin die Umfragen an. Der österreichische Politikwissenschaftler Peter Filzmaier sieht ein Profitieren von den großen Krisen.
Vor der Parlamentswahl in Österreich sehen Demoskopen die rechtsnationale FPÖ bei 27 Prozent. Dem Politikwissenschaftler Peter Filzmaier zufolge sei die Partei "in der Favoritenstellung, am Wahltag erster zu sein, nicht mehr und nicht weniger." Die große Frage sei, ob sie bei so einem Ergebnis auch regierungsfähig werde. "Man wird wohl den Kanzleranspruch im Fall des ersten Platzes stellen", so Filzmaier. Aber alle anderen Parteien hätten bisher eine Koalition mit der FPÖ - zumindest unter Parteichef Herbert Kickl - ausgeschlossen.
Woher der Erfolg? "Die FPÖ prifitiert jetzt wieder in der Oppositionsrolle natürlich von den großen Krisen", sagt der Professor an der Universität für Weiterbildung Krems wie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Das Bemerkenswerte sei, dass die FPÖ ihren Markenkern als Oppositionspartei habe erhalten können, obwohl sie bereits mehrmals Regierungsbeteiligung hatte, "und jedes Mal skandalträchtig gescheitert ist", so Filzmaier. "Da profitiert man auch vom Kurzzeitgedächtnis."
Die Partei, die vor fünf Jahren nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre noch am Boden lag, steht Filzmaier zufolge für mehr Kompetenz der Nationalstaaten, sie spreche "von einer Festung Europas."
FPÖ "ein Ventil" für Wut, Ärger, Angst
Auch bei jungen Menschen scheint das anzukommen. "Es wird den jungen Menschen von Seiten der FPÖ eingeredet, es ist immer das Ausländerthema, was beispielswiese ihre Jobperspektiven beschränkt, was auch ihre Möglichkeiten, sich etwas aufzubauen, Stichwort leistbares Wohnen, beschränkt", so Filzmaier.
Das Problem sei nur, sagt Filzmaier, "dass die FPÖ - und das sagt die eigene Wählerschaft nach Umfragen - gar nicht bessere Lösungen anbieten muss." Die Partei weise - und das nach Ansicht Filzmaiers "durchaus zurecht" - auf Missstände hin und sie seit damit "ein Ventil für Wut, für Ärger, und auch schlicht und einfach für Angst und Sorge."
Filzmaier sieht hier ein Versagen der anderen Parteien, denn diese vor allem sozialpolitischen Themen seien eigentlich traditionelle Kernthemen der SPÖ, die das auch anspreche, "aber die nicht gerade stark zulegen dürfte."