Interview - Unternehmervertreter sieht bei AfD "nur Inkompetenz in Sachen Mittelstand"
Knapp 30 Prozent der Brandenburger wünscht sich die AfD in der Regierung. Der Präsident des Unternehmerverbands Burckhardt Greiff warnt inständig davor. Ausländische Arbeitskräfte seien schon jetzt in Sorge.
Brandenburg hat gewählt - und fast 30 Prozent der Wahlberechtigten haben ihre Stimme der AfD mit ihrem rechtsextremen Spitzenkandidaten Hans-Christoph Berndt gegeben. Die Partei feierte das Ergebnis auf der Wahlparty mit einem Song, der das massenhafte Ausweisen von Menschen besingt. Teilnehmer der Party hatten zudem eine große Tafel mit dem Slogan "Millionenfach abschieben" dabei.
"Ich will mir nicht ausmalen, was gewesen wären, wenn die AfD stärkste Kraft geworden wäre", sagt der Präsident der Unternehmersvertretung in Brandenburg, Burkhardt Greiff. Dass es der bisherige Ministerpräsident Dietmar Woidke mit seiner SPD am Ende doch knapp vor den extremen Rechten geschafft hat, sei ein "wichtiger Achtungserfolg".
"Gefahr für Wirtschaft und Zusammenhalt"
Unternehmen verfolgten das Erstarken der AfD in Ostdeutschland höchstbesorgt: "Nach der Äußerung von dem Rechtsaußen in Thüringen [Björn Höcke], dass er dem Mittelstand alles Schlechte und die Pleite wünscht, waren wir alle sehr erschreckt", so Greiff. 90 Prozent der Unternehmen in Ostdeutschland seien mittelständische Unternehmen. "Bei der AfD sehen wir eigentlich nur Inkompetenz in Sachen Mittelstand", so der Unternehmervertreter.
Auch wenn es in Brandenburg nicht nach einer Regierungsbeteiligung der AfD aussieht, mahnt der Unternehmervertreter: "Sollte die AfD mitbestimmen, ob auf Länderebene oder im Bund, sehen ich und viele Unternehmerinnen und Unternehmer in unseren Verbänden das als eine Gefahr für die Wirtschaft und den Zusammenhalt."
AfD richte schon jetzt Schaden an
Der Schaden für den Wirtschaftsstandort Brandenburg sei schon jetzt, ohne Regierungsbeteiligung, spürbar. Nach dem Geheimtreffen in Potsdam zu Beginn des Jahres seien viele Arbeitskräfte verunsichert. Ausländische Fachkräfte hätten sich nach einem möglichen Wechsel in ein anderes Bundesland erkundigt.
Auch in die Zukunft sieht Greiff sorgenvoll, sollte die AfD weiter erstarken: "Wer will in ein Land ziehen, wenn die AfD da die Geschicke lenkt? Da hätten ja die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus dem Ausland kommen, Angst, unter der Überschrift Remigration wieder das Land verlassen zu müssen." Auch der Familiennachzug sei ein wichtiges Thema für Fachkräfte aus dem Ausland - unter der AfD sehr schwer vorstellbar, so der Präsident des Unternehmersverband. "Ich wage gar nicht daran zu denken."