Interview - Gysi (LINKE) selbstkritisch: "Der Osten wurde vernachlässigt"
Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben für die Linkspartei mit einem "ausgesprochen desaströsen Ergebnis" geendet, sagt ein sehr selbstkritischer Gregor Gysi. Man sei zu wenig für die Menschen dagewesen.
"Wir haben ein ausgesprochen desaströses Ergebnis erreicht", sagt Gregor Gysi über das Abschneiden seiner Linkspartei bei den Landtagswahlen in Thüringen (13,1 %) und Sachsen (unter 5%, aber aufgrund zweier Direktmandate im Landtag vertreten). Auf dem Parteitag im Oktober müsse deswegen unbedingt eine neue Aufbruchstimmung entstehen.
Gysi sieht die Linkspartei nach wie vor wichtig für die Gesellschaft: "Wenn es uns zum Beispiel nicht mehr im Bundestag gibt, gibt es keine linken Argumente“ mit denen sich die anderen Parteien auseinandersetzen müssten. Außerdem verschwänden linke Argumente dann aus den Medien, „überhaupt aus der Gesellschaft – und das wäre glaube ich für alle ein Verlust, auch für die CDU, auch wenn sie es nicht weiß."
Partei braucht dringend "Erneuerung"
Für die Linkspartei seien die Wahlen ein deutliches Signal, dass er eine Erneuerung brauche, personelle und strukturelle Fragen müssten auf dem Parteitag geklärt werden. Die Partei habe Fehler gemacht, so der langjährige Fraktionschef. „Wir haben Selbstbeschäftigung betrieben, wir waren viel zu wenig für die Bürgerinnen und Bürger da, der Osten wurde durchaus vernachlässigt, weil man glaubte, nach der Vereinigung mit der BASG käme für uns die Sternstunde in Bayern und Nordrhein-Westfalen.“
Die Leute müssten merken, dann man wieder auf sie zukomme. Fragen des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit müssten jetzt wieder im Mittelpunkt stehen.