Symbolbild zum Thema Koalitionsverhandlungen in Thüringen
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Interview - Politikwissenschaftler: Parteiensystem hat sich gewandelt

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben historische Ergebnisse hervorgebracht. Politikwissenschaftler Janek Treiber sagt, die Regierungsoptionen seien wieder einmal über den Haufen geworfen worden.

"Starke CDU, starke SPD und dann eben noch ein paar kleinere Parteien dazu", so beschreibt Politikwissenschaftler Janek Treiber von der TU Dresden das klassische Parteiensystem, wie es lange in der Bundesrepublik vorgeherrscht habe. Doch die aktuellen Landtagswahlen zeigten erneut, dass sich die Achsen in Thüringen und Sachsen deutlich verschoben hätten.

Schon nach den Wahlen 2019 habe es ungewöhnliche Bündnisse gegeben: eine Minderheitsregierung in Thüringen und eine Kenia-Koalition in Sachsen. Diese Konstellationen seien nun "auch wieder über den Haufen geworfen" worden, sagt der Parteienforscher. "Jetzt steht vielleicht sogar eine BSW-CDU-SPD-Koalition in beiden Ländern im Raum oder noch ganz andere Bündnisse, von denen wir jetzt noch nicht sehen können, dass sie sich entwickeln."

Treiber: Überschneidungen zwischen CDU und BSW

 

Anders als bei der Linkspartei hat die CDU keinen Unvereinbarkeitsbeschluss zum erst in diesem Jahr gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht geschlossen. Treiber sieht zudem durchaus "einige interessante Überschneidungen" zwischen Union und BSW. Und er betont: "Wenn jetzt die Koalition mit dem BSW auch ausgeschlossen wird, dann bleiben einfach keine Partner mehr übrig. Dann (...) mauert sich die CDU endgültig ein."

Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen

In Sachsen und Thüringen dürfte es schwer werden, nach den Landtagswahlen eine Regierung zu bilden.

Besonders kompliziert ist die Lage in Thüringen, wo die AfD mit Abstand stärkste Partei geworden ist. Sie kommt auf 32,8 Prozent der Stimmen.
Dahinter liegt die CDU mit 23,6 Prozent.
Das BSW erreicht 15,8 Prozent.
Die Linke rutscht auf 13,1 Prozent.
Die SPD liegt bei 6,1 Prozent.

Bei der Landtagswahl in Sachsen hat sich die CDU als stärkste Kraft behauptet. Laut Landeswahlleitung kommt sie auf 31,9 Prozent.
Dahinter liegt die AfD, die sich auf 30,6 Prozent verbessert.
Das BSW kommt auf 11,8 Prozent.
Die SPD liegt bei 7,3; die Grünen erhalten 5,1 Prozent.
Die Linke liegt unter der 5 Prozent Hürde, dürfte aber aufgrund von zwei Direktmandaten trotzdem im neuen Landtag vertreten sein.

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