Mitarbeiter der Meyer Werft beobachten das Ausdocken eines Kreuzfahrtschiffs im Dock in Papenburg. (Bild: picture alliance/dpa/Lars Penning)
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Interview - Experte: Werft hat hohe regionalwirtschaftliche Bedeutung

Durch eine Staatsbeteiligung soll die Meyer-Werft in Papenburg gerettet werden. Wirtschaftswissenschaftler Martin Gornig sagt, es gebe ein gewisses Risiko. Das Potential sei aber größer als bei anderen Beteiligungen.

Seit rund 225 Jahren werden auf der Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg Schiffe gebaut. Nun ist das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten und der Staat steigt ein. Martin Gornig, Forschungsdirektor für Industriepolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, sagt, die Probleme hätten auch mit der besonderen Form der Vertragsabwicklung im Schiffbau zu tun.

"Schiffe werden ja weit über mehrere Jahre gebaut und müssen komplett vom Produzenten vorfinanziert werden. Also ganz zum Schluss zahlt erst der Kunde für sein Produkt", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Darauf seien die Werfen eigentlich eingestellt. Durch den Krieg in der Ukraine habe es aber unerwartet völlig veränderte Material- und Energiekosten gegeben. "Das vorauszuplanen - das ist halt das ganz große Problem im Schiffbausektor."

Gornig: Potential bei Meyer-Werft größer als bei anderen Bereichen

 

Für private Investoren sei das Risiko offenbar zu groß. Deshalb seien staatliche Beteiligungen bei Werften nicht unüblich - vor allem in China, aber auch in europäischen Ländern. Der Einstieg bei der Meyer-Werft bringe für den Staat natürlich ein gewisses Risiko mit sich, meint Gornig. "Aber das Potential ist, glaube ich, größer als bei anderen Bereichen."

Der Sinn hinter der Rettungsaktion durch den Einstieg von Bund und Land Niedersachsen sieht der Experte darin, dem Staat Einnahmequellen für die Zukunft zu sichern. Verzichte man heute auf die Investition, habe man künftig weniger Einnahmen - "dafür muss ich halt heute etwas aufbringen." Der Schiffbau sei zwar sicherlich nicht für Deutschland systemrelevant. Er habe aber eine hohe regionalwirtschaftliche Bedeutung. "Denn die Werftindustrie zählt zu den Industrien, die eben auch in strukturschwachen Regionen, in ländlichen Regionen, industrielle Produktion ermöglicht."