Menschen im Gazastreifen gehen an einem Krankenwagen vorbei.
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Interview - Caritas International: "Krisenhilfe wird immer gefährlicher"

Jedes Jahr am 19. August wird der humanitären Helfer gedacht, die im Einsatz ums Leben gekommen sind. Besonders gefährlich ist es aktuell in Gaza, sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas International.

In Konfliktgebieten sind im vergangenen Jahr so viele humanitäre Helferinnen und Helfer ums Leben gekommen wie noch nie. Die Vereinten Nationen berichten von 280 Toten in 33 Ländern. In diesem Jahr könnte die Zahl noch höher sein. Allein im Gazastreifen sind den Angaben zufolge seit Oktober knapp 300 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen ums Leben gekommen.

In Gaza sei es aktuell besonders gefährlich, bestätigt auch Oliver Müller, Leiter von Caritas International. "Das lässt sich ganz klar sagen." Aus dem Caritas-Netzwerk hätten dort drei Helfer ihr Leben verloren. "Was sich dort abspielt, müssen wir als humanitäre Organisation klar verurteilen, weil dort immer wieder humanitäre Konvois und Unterkünfte von Geflüchteten bombardiert wurden."

Angriffe auf Helfende nehmen zu


Die Situation werde weltweit insgesamt immer gefährlicher. "Die Zahl der getöteten, verletzten und entführten Helferinnen und Helfer ist in den letzten Jahren immer weiter angestiegen", sagt Müller. "Es gibt einfach Konflikte, in denen die Kriegsparteien die Unabhängigkeit der humanitären Hilfe nicht mehr achten."

Das liege unter anderem daran, dass in vielen Konflikten nicht das staatliche Militär kämpfe, sondern andere Gruppen. "Ich war vor zwei Monaten im Ost-Kongo", berichtet der Caritas-International-Leiter. "Dort gibt es alleine mehr als 100 Rebellengruppen, die dort auf eigene Faust, auf eigene Rechnung arbeiten." Für sie sei zum Beispiel die Entführung von humanitär Helfenden zu einem lukrativen Geschäft geworden.

Kein Mangel an Bereitschaft zu humanitärer Hilfe


Trotz des gestiegenen Risikos sei die Motivation der Caritas-Mitarbeiter ungebrochen. "Wir müssen die Helferinnen und Helfer oftmals eher davor schützen, in solche Gebiete zu reisen", sagt Müller. "Viele sehen die Not vor Ort und das motiviert sie, weiter aktiv zu sein. Sie sehen es als ihre Verpflichtung an."