Das Nord Stream 2-Gasleck aus der Luft fotografiert.
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Interview - Haftbefehl gegen Ukrainer wegen Nord-Stream-Anschlag

Nach den Sabotage auf die Ostsee-Pipelines Nord Stream vor zwei Jahren hat die Bundesgeneralanwaltschaft einen Haftbefehl erwirkt. Gegen wen sich dieser richtet und wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist, berichtet Florian Flade von ARD-SZ-Zeit-Rechercheteam.

Am 26. September 2022 wurden Sprengstoffanschläge auf Gas-Pipelines Nord Stream in der Ostsee verübt. Im Juni 2024 haben die deutschen Behörden einen internationalen Haftbefehl gegen einen ukrainischen Staatsangehöriger namens Wolodymyr Z. erwirkt, sagt Florian Flade, der an den Recherchen von ARD, "Süddeutscher Zeitung" und der "Zeit" beteiligt gewesen ist. Der Mann sei dringend tatverdächtig. "Man geht davon aus, dass er einer der Taucher war, der da mutmaßlich Sprengstoff an den Röhren in der Ostsee angebracht hat."

Nord Stream: Pipelines so beschädigt, dass Gaszulieferung darüber nicht mehr möglich

 

Das Rechercheteam habe weder bei diesem Tatverdächtigen noch bei zwei weiteren keine Verbindung zum ukrainischer Militär oder Geheimdienst feststellen können. Daher lasse sich bisher nicht auf die Drahtzieher hinter dem Anschlag und das Motiv schließen. Die Generalstaatswaltschaft gehe von einer verfassungsfeindlichen Sabotage aus, "um einen Angriff auf eine Infrastruktur, die für die Energieversorgung Deutschlands wichtig war.

Zum Zeitpunkt des Anschlags sei allerdings kein Gas durch die Pipeline geflossen, da Russland die Lieferung mit Verweis auf technische Probleme zuvor gestoppt habe, erinnert der Reporter. "Jetzt sind die Pipelines so beschädigt, das wurde uns von Experten auch immer wieder gesagt, dass das [eine Gaszufuhr] nicht mehr möglich ist", so Flade.

Hintergrund

Nord Stream: Haftbefehl gegen Ukrainer

Fast zwei Jahre nach den Sprengstoffanschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee gibt es jetzt neue Entwicklungen.

Der Generalbundesanwalt hat nach Recherchen von ARD, "Süddeutscher Zeitung" und der Wochenzeitung "Die Zeit" einen ersten Haftbefehl erwirkt.

Bei dem Gesuchten handelt es sich demnach um einen Ukrainer, der sich in Polen aufgehalten hat, inzwischen aber nicht mehr auffindbar ist. Er soll einer der Taucher sein, die im September 2022 die Sprengsätze an der Pipeline plaziert haben.

Gegen weitere Verdächtige aus der Ukraine wird ermittelt.

Unklar ist weiter, wer den Anschlag in Auftrag gegeben hat. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Vermutungen zurückgewiesen, seine Regierung sei beteiligt gewesen.

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Die Explosion der Nordstream-Pipeline im September 2022 ist an der Wasseroberfläche zu sehen
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Interview - Nord Stream: "Das politisch brisanteste Ermittlungsverfahren"

Auch ein Jahr nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline in der Ostsee ist nicht klar, wer die Sabotage veranlasst hat. ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg sagt, die Spuren führten mehrheitlich in die Ukraine. Wenn sich das bewahrheiten sollte, werfe das politische Fragen auf.