Ein Mädchen sitzt auf der Couch und winkt in ihr Handy.
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Interview - Bitkom: Kinder kommen über das Internet mit Klimawandel, Krieg und Armut in Kontakt

92 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren in Deutschland nutzen das Internet. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst fordert, mehr in die Stärkung der Medienkompetenz zu investieren.

Die Nutzung des Internets gliedert sich nach Altersgruppen gestaffelt auf, erklärt Bitkom-Verbandspräsident Ralf Wintergerst. Laut einer neuen Studie des Digitalverbands nutzen die Sechs- bis Siebenjährigen das Internet noch weniger. Bei den Älteren werde es deutlich mehr. "Man macht damit Allerlei. Man guckt Dinge nach, man sucht Nachrichten, man lernt auch etwas, man geht in Lernprogramme, aber man macht einfach auch Videos oder schut sich Videos an."

Dabei seien Soziale Medien sehr beliebt. Ein Drittel der Befragten haben angegeben, dass sie sich ein Leben ohne Soziale Netzwerke nicht mehr vorstellen könnten. Die Kinder wachsen demnach mit Zugang zu Laptops und Smartwatches auf. Als Grundregel haben die Plattformen eingeführt, dass sie ab 13 Jahren genutzt werden können.

Anfangs begleiten Eltern die Kinder im Internet, ab zehn Jahren mehr allein unterwegs

 

In der Studie sei auch herausgekommen, dass Eltern insbesondere am Anfang die jüngeren Kinder viel begleiten, wenn sie die ersten Schritte in die digitale Welt machen. Ab zehn Jahren ungefähr seien die Kinder allein im Netz unterwegs. Viele Eltern lassen demnach mehr Freiraum, nutzen auf der anderen Seite auch die Jugendschutzeinstellungen, um bestimmte Inhalte zu blockieren.

"Und trotzdem: Kinder kommen mit Klimawandel, mit Krieg, mit Konflikten, über Armut, Flucht und Vertreibung natürlich mit dem Internet in Kontakt. Und da muss man genau draufschauen", so der Experte.

Postiv: 82 Prozent melden sich bei problematischen Inhalten

 

Die Studie zeige aber auch, dass sich 82 Prozent der Kinder bei den Eltern oder Freunden melden, wenn sie mit Inhalten nicht umgehen können oder komisch angesprochen werden. "Das ist ein positives Zeichen, dass wir eine relativ aufgeklärte Kinder- und Jugendschaft in Deutschland haben."

Wintergerst fordert dennoch Investitionen in das Bildungssystem für eine moderne Medienkompetenz. Außerdem müssten gesetzliche Regelungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen wie der europäische Digital Services Act in der Praxis umsetzbar sein.

Hintergrund

Bitkom-Befragung zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

In Deutschland nutzen 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen zumindest gelegentlich das Internet.

In der Altersgruppe der Erstklässler (6 bis 7 Jahren) sind nach einer repräsentativen Befragung des Digitalverbandes Bitkom bereits knapp drei Viertel (73 Prozent) online. Bei den 8- bis 9-Jährigen steigt der Wert auf 85 Prozent, bei den 10- bis 11-Jährigen auf 95 Prozent.

Ab 12 Jahren sind quasi alle online (98 Prozent), ab 14 sind es 99 Prozent.

An der Umfrage von Bitkom Research haben im Mai und Juni 942 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren online teilgenommen, die Kinder zwischen 6 und 10 Jahren in Begleitung der Eltern.