Der russische Präsident Wladimir Putin wartet auf dem Rollfeld auf die Ankunft der Ex-Gefangenen, die nach Russland zurückkehren.
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Interview - Scherbakowa sieht bei Putin "ganz schlimme Signale"

Ein spektakulärer Gefangenenaustausch geht über die Bühne. Gen Westen werden über ein Dutzend Menschen aus russischer Gewalt entlassen, darunter der inhaftierte Journalist Evan Gershkovich. Im Austausch unter anderem für den verurteilten Tiergarten-Mörder. Die Memorial-Mitbegründerin Irina Scherbakowa freut sich für die, die nun aus Russland frei sind.

Die Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Irina Scherbakowa, hat die Freilassung von in Russland Inhaftierten im Zuge des mit Moskau vereinbarten Gefangenenaustausches begrüßt. "Mein ersten Gefühl war natürlich eine Freude", sagt sie. "Wir wissen ja, unter welchen Verhältnissen dort die Menschen gehalten werden."

Sie weist auf den Tod des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny in einem sibirischen Straflager vor etwas weniger als einem halben Jahr hin und sagt: "Jeder, der sich dort befindet als politischer Häftling, ist in Lebensgefahr." In diesem Sinne sei sie erleichtert über die Freilassungen in Richtung Westen.

Scherbakowa: Es ist ein Machtzeichen


Die zur Schau gestellte Herzlichkeit, mit der Russlands Präsident Putin wiederum die in Richtung seines Landes Freigelassenenen am Flughafen begrüßte, darunter den verurteilten Tiergarten-Mörder Vadim Krasikow, interpretiert Scherbakow als Botschaft nach Innen im Sinne von: "Das sind unsere Mörder. Und die werden wir dann begrüßen. Die sind uns wertvoll."

Es sei zudem ein Machtzeichen, so Scherbakowa, im Sinne von "Ich kann mit diesem Westen verhandeln. Die werden sowieso nach meinen Regeln spielen". Das seien "ganz schlimme Signale".

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