Interview - Politik-Experte: Skeptisch, ob Trump vom Attentat profitiert
Trotz der Schüsse: Donald Trump will am Nominierungsparteitag der Republikaner in Milaukwee teilnehmen. Viele Republikaner sehen den Präsidentschaftsanwärter durch die Ereignisse gestärkt. Politik-Experte Marco Overhaus sagt: Noch ist nichts entschieden.
Es könnte das Pressefoto des Jahres werden: Donald Trumps Gesicht blutverschmiert, seine Faust in den blauen Himmel gereckt und darüber weht die USA-Fahne. Der frühere US-Präsident hat einen Anschlagsversuch überlebt - und wird sich beim Nominierungsparteitag der Republikaner diese Woche erneut zum Präsidentschaftskandidaten küren lassen.
Wahlen werden durch Emotionen gewonnen
Viele Republikaner sind sich sicher: Trump wird vom Attentat profitieren. Marco Overhaus von der Stiftung Wissenschaft und Politik entgegnet: Ob das Attentat tatsächlich wahlentscheidend ist, werde sich noch zeigen. Was für den Politik-Experten aber schon jetzt feststeht: "Wahlen werden in Amerika zunehmend durch Emotionen gewonnen. Und natürlich gibt es kaum etwas Emotionaleres als so einen Attentat-Versuch.“
Sachdebatten und inhaltliche Argumente würden nun weiter nach hinten rücken, so Overhaus. Die inhaltliche Stoßrichtung der Demokraten habe Biden in seiner Ansprache bekanntgegeben: "Tenor ist, das Land zu einen, politische Gewalt zurückzudrängen. Und darauf zu setzen, dass die Demokraten glaubwürdiger sind - weil sie in den letzten Jahren versucht haben, diese Botschaft vorzubringen.“
Republikaner könnten Kapital aus dem Attentat schlagen
Allerdings hat auch Trump zur Versöhnung aufgerufen. Wie die Republikaner auf das Attentat nun letztendlich reagieren werden, würde sich beim Nominierungsparteitag zeigen. "Es gibt eine kleine Minderheit, die die Demokraten, die Medien und Biden persönlich für den Anschlag verantwortlich gemacht haben“, sagt Overhaus. Der überwiegende Teil habe aber moderat reagiert.
"Man wird sehen, ob diese moderate Mehrheit stehen bleiben wird. Oder ob mit dem Beginn des Parteitags der Versuch unternommen wird, Kapital aus der Sache zu schlagen“, so der Politik-Experte.