Interview - Virologe Stöhr zur Vogelgrippe: "Schützt das Hausgeflügel"
Das Vogelgrippevirus H5N1 breitet sich in den USA unter Milchkühen aus. Experten sehen zwar noch keine akute Gefahr für Europa. Virologe Klaus Stöhr sagt allerdings, es gebe ein kleines Risiko, dass sich das Virus an den Menschen anpasst.
Vor allem für Wildvögel sei das Vogelgrippevirus H5N1 ein Risiko, sagt Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr. Dort zirkuliere der Erreger schon seit vielen Jahrzehnten - zunächst in Asien, mittlerweile weltweit. Neu sei, dass sich das Virus in den USA auch in den Eutern von Kühen vermehre. "Es braucht jetzt die Wildvögel gar nicht mehr als Infektionsquelle", erklärt der Experte, der unter anderem lange für die Weltgesundheitsorganisation WHO gearbeitet hat.
Für die Kühe sei die Erkrankung nicht so schlimm. "Aber das Virus kann sich natürlich da weiterverbreiten und auch auf den Menschen übertragen werden." Vier Fälle bei Menschen wurden laut der US-Gesundheitsbehörde CDC im Kontext des Ausbruchs in US-Milchviehhaltungen bisher erfasst. Bislang gebe es aber keine Übertragung von Mensch zu Mensch und Infektionen seien sehr selten, sagt Stöhr.
Stöhr: Gefahr der Anpassung an den Menschen
Aber er betont: "Die Gefahr ist, dass sich das Virus durch diese seltenen Übertragungen an den Menschen anpasst, sich langsam dann von Mensch zu Mensch allein weiter vermehrt und es eine neue Pandemie gibt." Das Risiko sei gering. Aber er verweist darauf, dass durch einen Vogelgrippevirus Anfang des 20. Jahrhunderts die Spanische Grippe ausgelöst worden sei.
Deshalb sei es schon jetzt ratsam, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen: "Schützt das Hausgeflügel, damit die sich nicht infizieren", sagt der Virologe. Der bereits existierende Impfstoff für den Menschen müsse jetzt bereits an den neuen Stand angepasst werden. Dann habe man direkt etwas parat, sollte es tatsächlich zu einer neuen Pandemie kommen.