Ein Davidstern ist am Gebäude des neuen Synagogenzentrums Potsdam zu sehen.
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Interview - Abraham Lehrer: Können endlich eigenes Zuhause beziehen

In Potsdams Mitte ist am Donnerstag das neue Synagogenzentrum eröffnet worden. Abraham Lehrer vom Trägerverband sagt, es gebe den Gemeinden einen geschützten Raum und biete allen die Möglichkeit, an jüdischem Leben teilzunehmen.

Jahrelang war um den Bau einer neuen Synagoge in Potsdam gerungen worden. Jetzt ist das neue Zentrum in unmittelbarer Nähe des Landtags feierlich eröffnet worden. Abraham Lehrer, Präsident des Trägerverbands, der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, sagt: "Es ist ein wunderschöner, ein toller, glücklicher Tag für die jüdische Gemeinschaft in der Stadt Potsdam, dass sie jetzt ihr eigenes Zuhause (...) endlich beziehen kann."

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober sei ein solcher geschützter Raum umso wichtiger. Die Gemeindemitglieder könnten dort ihre Sorgen und Ängste angesichts des explosionsartig angestiegenen Antisemitismus austauschen, so Lehrer. Zum anderen diene die neue Synagoge an dem prominenten Ort auch dazu, dass die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft die Gelegenheit bekomme, am jüdischen Leben teilzunehmen. Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen wolle man ein "Haus der offenen Tür" gestalten.

Lehrer: Provisorium wird beendet

 

Bei der Eröffnung am Donnerstag ist unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast. Das sei ein "extrem wichtiges Zeichen". Er gebe mit dem Besuch klar zu verstehen, dass die jüdische Gemeinschaft ein wesentlicher Teil des Staates sei.

Mit dem Neubau werde ein viele Jahre bestehendes Provisorium - "manchmal sogar in unwürdigen Verhältnissen" - für die jüdischen Gemeinden beendet, sagt Lehrer. Bisher war Potsdam die einzige deutsche Landeshauptstadt ohne Synagoge. Das neue Zentrum werden künftig vier jüdische Gemeinden mit etwa 750 Mitgliedern nutzen und abwechselnd den Schabbat und die jüdischen Festtage feiern. Der rund 16,5 Millionen Euro teure Neubau wurde nach Plänen des Architekten Jost Haberland in unmittelbarer Nähe des Landtags errichtet.

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Das Gebäude des neuen Synagogenzentrums Potsdam (Bild: picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
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Leben - Eine neue Synagoge für Potsdam

Bisher war Potsdam die einzige deutsche Landeshauptstadt ohne Synagoge. Ihre größte jüdische Gemeinde mit rund 400 Mitgliedern musste sich jahrzehntelang mit einem Provisorium begnügen. Nun wird die neue Synagoge eröffnet. Über Form und Ausgestaltung hatte es erbitterten Streit gegeben. Von Vera Kröning-Menzel