Ein Werkzeugkasten steht auf dem Tisch, während im Hintergrund ein Handwerker ein Möbelstück zusammenbaut.
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Interview - Handwerkskammer: Nachwuchsförderung ist ein Marathonlauf

Der Berliner Senat hat Maßnahmen zur Stärkung des Handwerks vorgestellt. Für Jürgen Wittke von der Handwerkskammer ist vor allem die Nachwuchsförderung wichtig. Junge Geflüchtete müssten für Handwerksberufe gewonnen werden.

Aus Sicht der Berliner Handwerkskammer sollten junge Geflüchtete verstärkt für Berufe im Handwerk gewonnen werden. Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke sagt: "Der Riesenvorteil ist eben - selbst, wenn die Sprachkenntnisse noch nicht optimal sind - Handwerk kann ich wunderbar ausprobieren." So könnten die Menschen schnell Erfolgserlebnisse haben.

Wittke betont, das Problem für Handwerksbetriebe, Nachwuchs zu finden, werde in den kommenden Jahren größer. "Es ist ein Marathonlauf und jetzt kein Sprint, wo man mit ein paar kleinen Maßnahmen schnell Erfolge hat." Deshalb sei es wichtig, jungen Menschen früh Chancen aufzuzeigen.

Wittke: Rollenbilder bei Kindern nicht so verfestigt

 

Zur Nachwuchsförderung sei das Handwerk schon seit vielen Jahren an Berliner Grundschulen präsent. Spielerisch solle so Begeisterung für die Berufe geweckt werden. In dem Alter seien Rollenbilder noch nicht so verfestigt, "die oft dazu führen, dass vielleicht Mädchen nicht so in Technikberufe reingehen, was total schade ist". Deshalb sei es auch richtig, dass Frauen einen höheren Bonus bei abgeschlossener Meisterprüfung bekommen sollen.

Hintergrund

Berliner Senat will ab diesem Jahr Meister-Bonus zahlen

Mit einem Aktionsprogramm will der Berliner Senat Handwerksbetriebe vor allem dabei unterstützen, genügend Nachwuchs zu gewinnen. Insgesamt sind laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) 26 Maßnahmen mit der Handwerkskammer und den Innungen erarbeitet worden.

Um ihre abgeschlossene Meisterprüfung anzuerkennen, erhalten Jungmeisterinnen und -meister demnach ab diesem Jahr einen Bonus. Weil es bisher deutlich weniger Meisterinnen als Meister gibt, solle dieser Bonus für Frauen 1000 Euro höher und damit bei 6.000 Euro liegen, so Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey.

Eine weitere Maßnahme ist, dass Handwerksbetrieben die Vermittlung von Basiswissen zur Digitalisierung und IT-Sicherheit angeboten wird. Unterstützt werden sollen sie zudem beim Klimaschutz. Ein Fahrzeugpool-Sharing soll helfen, Betriebsfahrzeuge besser auszulasten.

Das neue Aktionsprogramm gilt für 2024 bis 2026. Bereits zuvor hatten Senat und Handwerk zusammen Maßnahmen vereinbart, zuletzt für die Jahre 2021 bis 2023. In Berlin gibt es fast 30 000 Handwerksbetriebe mit mehr als 180 000 Beschäftigten.