Interview - Politologe: "Es wurde eine Lawine losgetreten über Bidens Alter"
Nach dem TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump wird der Auftritt des Amtsinhabers von vielen als schwach gewertet. Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger von der Universität Köln glaubt, dass Biden trotz seines hohen Alters alternativlos für die Demokraten ist.
Es war das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Biden sei nicht kraftvoll aufgetreten, sagt Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität Köln.
Biden sei zwar inhaltlich gut aufgestellt gewesen - wenn man mal von den Aussetzern absehe. Doch er habe sich gegen den Republikaner Trump nicht durchsetzen können, der Lügen und Fake News verbreitet habe, so Jäger.
"Wie will man mit jemandem diskutieren, der ständig fantasiert, dass er der größte Präsident war, dass es bei ihm die besten Klimadaten gab, dass es bei ihm keinen Krieg gegeben hätte, den Russland begonnen hat."
Bei dem Schlagabtausch sei es nicht um Politik gegangen. Vielmehr sei eine Lawine losgetreten worden über Bidens Alter. Der Demokrat müsse nun andere Format finden, um die Wähler zu überzeugen. Noch sei aber nichts verloren. Auch Ronald Reagan habe einst bei seinem ersten TV-Duell fahrig gewirkt, dann aber die US-Wahl gewonnen.
Jäger: "Es gibt keine Alternative für die Demokraten zu Biden"
Dass Biden jetzt bei den Demokraten wackelt und beim Nominierungsparteitag nicht als Präsidentschaftskandidat aufgestellt wird, daran glaubt der Politologe nicht. Wenn Biden nicht von sich aus zurückziehe, dann werde sich kaum ein Gegenkandidat finden.
Ursprünglich sei geplant gewesen, Vizepräsidentin Kamala Harris als Nachfolgerin aufzubauen. Sie sollte Biden nach vier Jahren Amtszeit beerben. Doch dieser Plan sei nicht aufgegangen. Harris genieße kein großes Ansehen und habe mit ihrer bisherigen Arbeit und Themensetzung nicht überzeugen können.