Archivbild: Eine Frau hält während einer Mahnwache für die getötete Louisa die Figur eines Kindes in den Händen.
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Interview - Fußverkehr-Verband: Tödliche Unfälle müssen strenger geprüft werden

Vor zwei Jahren wurde eine Elfjährige in Berlin tot gefahren als sie bei Grün über eine Ampel ging. Das Urteil von neun Monaten auf Bewährung sei "lächerlich milde" sagt Roland Stimpel vom Fußverkehr-Verband und will in der Berufung zumindest eines erreichen.

Zum Start des Berufungsprozesses gegen einen Mann, der eine rote Ampel auf der Landsberger Allee in Berlin überfahren und dabei eine Elfjährige getötet hat, bemängelt der Verband Fußverkehr Deutschland (Fuss e.V) die Gesetzeslage in Deutschland. Das Urteil von neun Monaten auf Bewährung und eine nur kurzfristige Entziehung des Führerscheins seien als Strafe "lächerlich milde", sagt Roland Stimpel vom Fußverkehr-Verband. Mit seinem Verein hat er Spenden gesammelt, um dem Vater den Berufungsprozess zu ermöglichen.

Elfjährige tot gefahren: Keine Rache, sondern Verkehrssicherheit

 

Es gehe ihm "nicht um Rache an dem Autofahrer, der da furchtbar versagt hat", stellt Stimpel klar. Sondern es gehe um Verkehrssicherheit. Es müsse zwingend eine medizinische Abklärung geben, ob es körperliche oder psychische Ursachen gibt, warum der Autofahrer die rote Ampel missachtet hat - bevor er seinen Führerschein zurückbekommt.

Die deutsche Gesetzgebung gehe bei Unfällen dieser Art meist von einem "Augenblicksversagen" aus, sagt Stimpel. Es werde gesagt: Die Folgen seien schrecklich, aber das Ausmaß der Schuld sei gering. Aus seiner Sicht muss hier dringend nachgebessert werden - denn wenn die Folgen so gravierend sind, brauche es Strafen, die andere Verkehrsteilnehmer mahnten.

Blitzerkästen an Ampeln gegen die Gefahr für Fußgänger

 

Ein weiterer Punkt, für den Stimpel kämpft, ist die Verkehrssicherheit konkret auf der Landsberger Allee. Dass es hier zu dem Unfall im Jahr 2022 kommen konnte, habe auch strukturelle Ursachen: Die Landsberger Allee sei gestaltet wie eine Stadtautobahn, meint der Fußgänger-Lobbyist. Wichtig sei es, etwa an Ampeln Blitzerkästen anzubringen. Es brauche mehr Geld vom Berliner Senat dafür - statt weniger, wie angekündigt.

Er selbst versuche, seine Emotionen angesichts dieses schlimmen Falls zurückzustellen, sagt Stimpel. Es gehe ihm um "Leib und Leben für alle, die in Berlin über die Straße gehen". Als weiteres Beispiel nennt er einen Radfahrer, der vor einigen Jahren eine ältere Frau totgefahren habe, als er bei Rot über die Straße fuhr. Es brauche grundsätzlich mehr Lobbyarbeit für Fußgängerinnen und Fußgänger.