Zwangsheirat: Eheringe, die von einer Sicherheitsnadel zusammengehalten werden (Bild: picture-alliance / Presse-bild-poss | Oscar Poss)
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Interview - Terres Des Femmes: Hunderten Mädchen in Berlin droht Zwangsheirat

Die Menschenrechtsorganisation Terre Des Femmes geht gemeinsam mit der Berliner Polizei an Schulen, um vor den Sommerferien auf Zwangsheiraten aufmerksam zu machen. Projektleiterin Petra Keppler rät: Bei Verdacht zuerst mit Sozialarbeitern sprechen.

Petra Kappler, Projektkoordinatorin bei der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes, rechnet damit, dass auch in diesem Jahr Hunderte Mädchen in Berlin zwangsverheiratet werden. Eine Umfrage des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg habe ergeben, dass 2022 allein in Berlin rund 500 Kinderehen geschlossen wurden.

Aufklärung zur Zwangsheirat an Schulen

 

Kappler leitet eine Aufklärungskampagne im Rahmen der "Weißen Woche" und geht mit Polizisten und Polizistinnen an Schulen. Gerade vor den Sommerferien und den Reisen in mögliche Herkunftsländer ist die Gefahr von Zwangsverheiratung besonders groß. Sie rechne damit, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich noch deutlich höher sei, so Kappler. Es fehlten jedoch belastbare Zahlen. Jeder Einzelne könne aber mithelfen, Kinderehen zu verhindern.

Bei Verdacht niemals sofort die Eltern kontaktieren

 

"In einem Verdachtsfall bitte nicht mit den Eltern gleich Kontakt aufnehmen, weil das könnte die Situation für die Betroffenen noch verschlimmern", rät Kappler. Denn das könne den Druck erhöhen und dazu führen, dass die Eltern die Minderjährige sofort mitnehmen. "Wir raten immer, dass sich das Mädchen, die betroffene Person, Hilfe bei einer Vertrauensperson, bei einer Schulsozialarbeiterin sucht." Denn zunächst müsse ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, um die Situation zu überblicken.