Interview - Politologe: Keine Querfront von Linken und Islamisten am 1. Mai
Die Demonstrationen zum 1. Mai in Berlin sind am Mittwoch weitgehend friedlich verlaufen. Im Vorfeld gab es die Befürchtung, dass der Nahost-Konflikt für die Mobilisierung zu Krawallen genutzt werden könnte. Dazu kam es am Ende aber nicht, sagt Felix Neumann von der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Der 1. Mai in Berlin ist nach Einschätzung der Polizei weitgehend friedlich verlaufen. Nur vereinzelt gab es Störungen und Festnahmen. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, dass es bei der Revolutionären 1. Mai Demonstration am Mittwochabend, bei der der Nahost-Konflikt im Zentrum stand, zu Ausschreitungen kommen könnte.
Letztlich blieb es bei vereinzelten israelfeindlichen Äußerungen, bei denen die Polizei schnell einschreiten konnte. Auch Felix Neumann von der Konrad-Adenauer-Stiftung konnte am 1. Mai keine neue Querfront von linksextremen und islamistischen Kräften erkennen. Es sei in den vergangenen Wochen und Monaten zwar zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppen gekommen, am Tag der Arbeit habe es aber kein gemeinsames Auftreten gegeben.
Gemeinsame Anknüpfungspunkte von Linksextremen und Islamisten
Der Politologe sieht derzeit zwei Anknüpfungspunkte, bei denen sich Linksextreme und Islamisten treffen. Einerseits sei das die Theorie des Postkolonialismus und die daran geknüpfte Unterstützung für die Unabhängigkeitsbestrebungen von Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Weltregionen. Andererseits gebe es sowohl in einigen linksextremen Kreisen als auch bei Islamisten israelfeindliche und antisemitische Narrative. "Da kommen dann die entsprechenden Personengruppen zusammen."
Generell werde es immer schwieriger, trennscharf zwischen verschiedenen extremistischen Strömungen zu unterscheiden, so Neumann. Das sei nicht nur beim Linksextremismus und Islamismus der Fall. So sei etwa auch die Trennung zwischen Rechtsextremen und Reichsbürgern zunehmend schwerer. "Einfach weil es da sowohl ideologische als auch personelle Überschneidungen gibt."