Joe Biden, Präsident der USA, legt Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, bei ihrem Treffen die Hand auf die Schulter.
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Interview - Expertin: Biden ist sehr frustriert über Netanjahus Vorgehen

Lange hielt sich die US-Regierung zurück mit öffentlicher Kritik am Vorgehen Benjamin Netanjahus im Gazastreifen. Doch spätestens seit dem tödlichen Angriff auf einen Hilfskonvoi - laut Armee ein tragisches Versehen - ist der Ton rauer geworden. Außenpolitik-Expertin Rachel Tausendfreund sagt, in den USA hofften viele auf Neuwahlen in Israel.

Das Verhältnis von Joe Biden und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sei noch nie gut gewesen, sagt Rachel Tausendfreund, Senior Fellow beim German Marshall Fund. Die Frustration des US-Präsidenten habe jetzt aber einen neuen Höhepunkt erreicht. Wegen des tödlichen Angriffs auf einen Hilfskonvoi im Gazastreifen wollen die beiden am Donnerstag erneut telefonieren.

Am Anfang habe Biden versucht, durch eine gute Beziehung mehr Einfluss auf Israels Kriegsführung zu gewinnen. Das habe aber "überhaupt nichts gebracht", sagt die Expertin. "Man würde denken, dass die USA als größter und stärkster Unterstützer und größtes Land sehr viel Macht haben, aber das scheint nicht so zu sein."

Tausendfreund: Israel strategisch wichtig für die USA

 

In den USA setzten jetzt viele Netanjahu-Kritiker auf Neuwahlen in Israel. Die Hoffnung sei, dass ein neuer Ministerpräsident komme, "mit dem man besser arbeiten kann". Nach wie vor sei Israel strategisch wichtig für die USA, betont Tausendfreund. Deshalb wolle man nicht die kompletten Beziehungen aufs Spiel setzen. "Deswegen wäre ein viel leichterer (...) Weg für die Biden-Administration, einen anderen Ministerpräsidenten in Israel zu sehen."