Interview - VDA-Chefin Müller: "E-Auto-Verkäufe werden einbrechen"
Die deutschen Autobauer blicken laut einer ifo-Umfrage pessimistisch auf das Jahr 2024. Der Grund sind schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ein befürchteter Einbruch bei den E-Auto-Verkäufen. Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie sieht jetzt die Politik gefordert.
Die deutsche Automobilindustrie blickt getrübt auf das gerade begonnene Jahr. Das ist das Ergebnis einer Branchenumfrage des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Die wegfallende E-Auto-Prämie und die Konkurrenz aus China bereiten den Autobauern Sorgen.
Hildegard Müller, die Vorsitzende des Verbandes der Automobil-Industrie (VDA), hat einen geteilten Blick auf 2024. Zwar sorge die leicht schrumpfende deutsche Wirtschaft für schwierige Rahmenbedingungen. Trotzdem glaubt die Verbandschefin weiterhin an die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. "Wir haben über 130 Elektromobilitätsmodelle auf dem Markt weltweit." Und es sollen bald noch mehr werden.
"Wir brauchen Handelsabkommen und bezahlbare Energie"
In den nächsten vier Jahren wollen die deutschen Autobauer laut Müller 280 Milliarden Euro in die Erforschung neuer Antriebe investieren. "Ich glaube sowohl die IRA Mobility in München, aber auch die Consumer Electronic Show in Las Vegas zeigen, wir können mithalten."
Damit die deutsche Autoindustrie wettbewerbsfähig bleibe, müsse aber auch die Politik ihren Teil beitragen, erklärt die Verbandschefin. "Wir brauchen Handelsabkommen, wir brauchen bezahlbare Energie, wir brauchen Rohstoffabkommen." Momentan drohe Deutschland hier ins Hintertreffen zu geraten. Da bis zu 70 Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie vom Export abhängen, sei die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt enorm wichtig, sagt Müller.
Verunsicherte Kunden und fehlende Ladesäulen
Doch auch der nationale Automarkt bereitet der Verbandschefin sorgen. Durch das abrupte Ende der Förderprämie beim Kauf eines E-Autos rechne die Branche mit einem Verkaufsrückgang von bis zu 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei spiele auch eine Rolle, dass der Ausbau der Ladestationen nur schleppend vorankommt, kritisiert Müller. "In der Hälfte der Gemeinden in Deutschland ist kein öffentlicher Ladepunkt, in 80 Prozent kein Schnellladepunkt." Hier seien die Energieversorger und damit erneut auch die Politik gefordert.