Bischof Christian Stäblein in einer Kirche
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Interview - Bischof Stäblein: "Die Studie zeigt, wie sehr wir versagt haben"

Laut einer neuen Studie haben mehr als 2200 Menschen seit 1946 in der Evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt erfahren. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, fordert, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle konsequent fortzusetzen.

Mindestens 2225 Menschen sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Kinder oder Jugendliche in der Evangelischen Kirche Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Zu diesem Ergebnis kommt die bundesweite ForuM-Studie, für die ein unabhängiges Forschungsteam die Missbrauchsfälle in der Evangelischen Kirche zwischen 1946 und 2020 untersucht hat. Die Studie dokumentiert zusätzlich 1259 mutmaßliche Täter.

Gleichzeitig soll es sich bei diesen Zahlen laut Studienleiter Martin Wazlawik nur um die "Spitze des Eisbergs" handeln, weil den Forschern bei ihrer Arbeit der Zugriff auf viele Personalakten verwehrt blieb. Die Studie geht davon aus, dass die realen Zahlen etwa viermal so groß sind. Für Christian Stäblein, den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, ist klar, dass jetzt alles darangesetzt werden muss, die noch nicht eingesehen Personalakten zu durchforsten.

Faktoren, die den Missbrauch ermöglicht haben

 

"Ich bin sehr froh, dass wir diese Studie jetzt haben und ich bin sehr froh, dass mit dem gestrigen Tag auch die Stimme der Betroffenen so laut und vernehmbar geworden ist." Mit ihrer Kritik an dem fehlenden Einblick in wichtige Akten habe die Studie auch die Mängel im föderalen System der Evangelischen Kirche herausgearbeitet, erklärt Stäblein. Dass in den vielschichtigen Strukturen der Kirche Verantwortung hin- und hergeschoben werde könne, sei ein Faktor, der auf schreckliche Weise den Missbrauch von tausenden Kindern und Jugendlichen ermöglicht habe.

Der Bischof geht davon aus, dass die Zahl der Missbrauchsfälle nach der Durchsicht aller Personalakten deutlich steigen wird. "Die Studie zeigt nochmal, wie sehr wir an dieser Stelle versagt haben, wie sehr wir nicht ausreichend geschützt und dann aber auch nicht ausreichend gehört haben und die Aufarbeitung verschleppt und verlangsamt worden ist." Es brauche jetzt dringend weitere Maßnahmen, fordert Stäblein. "Wir müssen jetzt endlich ins Umsetzen kommen, von dem, was in dieser Studie gefordert wird."

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