Eine Luftaufnahme eines Mähdreschers bei der Getreideernte (Bild: picture alliance / Kzenon)
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Interview - Foodwatch-Chef: "Landwirtschaft wird von der Politik auf Masse getrimmt"

Als Auslöser für die Bauernproteste gilt die geplante Streichung der Agrardieselsubventionen. Doch für die meisten Landwirte würde das nur geringe Mehrkosten bedeuten, analysiert die Verbraucherorganisation foodwatch. Andere Probleme seien deutlich drängender, sagt Foodwatch-Chef Chris Methmann.

Es soll der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Weil die Bundesregierung im Rahmen ihres Sparkurses unter anderem die Subventionen für den Agrardiesel auslaufen lassen will, haben sich viele deutsche Bauern zu massiven Protesten aufgeschwungen.

Chris Methmann, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, kann die Wut der Bauern verstehen. "So von einem auf den anderen Tag so eine willkürliche Kürzung, das möchte wahrscheinlich niemand von uns erleben." Trotzdem sei der Streit um die Agrardieselsubventionen eher ein Nebenkriegsschauplatz.

Überversorgung lässt Preise sinken

 

Tatsächlich befinde sich die deutsche Landwirtschaft schon länger in der Krise, erklärt Methmann. "Die Landwirtschaft wird seit Jahrzehnten von der Politik auf Masse getrimmt." Dabei gehe es vor allem darum möglichst viel zu produzieren. Qualität, Umwelt- und Tierschutz würden nur Nebenrollen spielen.

Deswegen gebe es in Deutschland eine massive Überversorgung, wodurch die Lebensmittelpreise sinken und viele Landwirte gezwungen seien, ihre Produkte ins Ausland zu exportieren, so der Foodwatch-Chef. Am Ende würden von diesem System nur große Landwirtschaftsbetriebe profitieren, während kleine Bauern aufgeben müssten. "Dieses System müssen wir ändern."

Fördergelder werden falsch verteilt

 

Etwa 36 Prozent der 260 000 landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sollen inzwischen in Unternehmensgruppen organisiert sein. Dabei laufe die Verdrängung des bäuerlichen Familienhofs sogar noch mit staatlicher Unterstützung, kritisiert Methmann. Denn die neun Milliarden Euro Fördergelder, die jedes Jahr von der EU und dem Bund in die deutsche Landwirtschaft fließen, werden nach Fläche verteilt.

"Wer einen großen Betrieb hat, wer viel Fläche hat, egal ob er das Geld braucht oder nicht, der bekommt Fördermillionen, und die Kleinen mit wenig Fläche bekommen wenig Geld."