Interview - Mangott: Russische Angriffswelle ist Machtdemonstration
Am Dienstag hat eine weitere Welle massiver Luftangriffe Russlands die Ukraine getroffen. Besonders betroffen sind die Städte Kiew und Charkiw. Mit der Eskalation wolle Russland zum Jahresbeginn Stärke zeigen, meint der Politologe Gerhard Mangott. Beide Seiten glaubten weiter daran, dass sie den Krieg militärisch gewinnen könnten.
Die russische Armee hat auch über den Jahreswechsel massive Luftangriffe auf die Ukraine verübt. Russlands Präsident Putin hatte zuvor die Ukraine für einen Luftangriff auf die russische Grenzstadt Belgorod verantwortlich gemacht und weitere Angriffe angekündigt.
Mangott: Russland und Ukraine planen neue Offensiven
Russland wolle der Ukraine die Botschaft übermitteln, militärisch in der Übermacht zu sein, sagt der Politikwissenschaftler Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck. Daneben verfolge die russische Armee auch weiter die Absicht, die ukrainische Energieinfrastruktur zu zerstören. "Ihr braucht nicht darauf hoffen, dass uns der Atem ausgeht" - das sei die zentrale politische Botschaft, so Mangott.
Im Moment bereiteten sich sowohl Russland als auch die Ukraine auf kommende Offensiven im Frühjahr vor, erklärt der Militärexperte. Verhandlungen seien in weiter Ferne. "Russland will eben genauso wie die Ukraine den Krieg auf dem Schlachtfeld gewinnen, beide glauben noch völlig daran, dass das möglich sein wird", sagt Mangott.
Politologe hält weitere Militärhilfen für die Ukraine für nicht gesichert
"Ich denke, das ist das letzte Jahr, wo eine Mehrheit der westlichen Staaten mit Waffenlieferungen der Ukraine noch Zeit gibt, militärisch erfolgreich zu sein", sagt Mangott. Weitere Unterstützung in einem ähnlichen Ausmaß sei nicht mehr zu erwarten, glaubt der Politologe. Sollte die Hilfe zurückgehen, würde ein Verhandlungskompromiss zum Nachteil der Ukraine wahrscheinlicher. Das wäre nach Ansicht Mangotts aber "auch eine Niederlage des Westens und auch eine Niederlage der Europäischen Union".