Interview - Krieg in Nahost - Weihnachten in Bethlehem
Nach Christlicher Überlieferung wurde Jesus in Bethlehem geboren. Die Stadt liegt heute im Westjordanland. Wie dort vor dem Hintergrund des Krieges in Nahost Christen Weihnachten feiern, berichtet von vor Ort Korrespondent Jan-Christoph Kitzler.
Die Stimmung in Bethlehem im palästinensischen Westjordanland sei total bedrückt, erklärt Nahost-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Es seien keine Gäste da. "Alle, die hier verkaufen wollen, die auf Pilgeranstürme gewartet haben, sind enttäuscht." Normalerweise steht vor der Geburtskirche, dem Ort, an dem Jesus christlicher Überlieferung nach geboren sein soll, ein hell erleuchteter Christbaum.
In diesem Jahr gibt es nur eine Krippe, die das Jesuskind in einer Trümmerlandschaft darstellt. Das soll an die Verhältnisse, die gerade in Gaza herrschen, erinnern. "Daran denken hier viele, denn die meisten Christen im Heiligen Land sind Palästinenser", so Kitzler.
Krippe in Bethlehem: Parallelen zwischen biblischer Weihnachtsgeschichte und Situation in Gaza
Zudem denke man auch historisch. Jesus selbst war auch in einer schwierigen Situation, als er geboren wurde. "Auch das Römische Reich war sozusagen der Besatzer und er hat keine Herberge gefunden. Da werden hier viele Parallelen gezogen zur christlichen, biblischen Weihnachtsgeschichte und den Verhältnissen, unter denen die Menschen in Gaza jetzt gerade leben."
Insgesamt machen die Christen im Heiligen Land etwa ein Prozent der Bevölkerung aus. Im Gazastreifen selbst leben etwa 1500 Christen. "Jetzt sind die in Gaza-Stadt in zwei Kirchen, da gibt es eine Schule, wo 700 Menschen sind. Auch Kinder und Minderjährige sind dort. Da wurde schon geschossen", berichtet der Korrespondent. Die Christen in der Region seien mit ihnen solidarisch.
Weihnachten in Bethlehem: Festumzüge, Musik und Feierlichkeiten abgesagt
Die Weihnachtsmesse in der Nacht wird der Lateinische Patriarch von Jerusalem feiern, das Oberhaupt der Katholiken in der Gegend. "Normalerweise ist hier in Bethlehem immer richtig Feststimmung. Da gibt es große Festzüge, da gibt es Musik, da gibt es Feierlichkeiten. Das alles ist abgesagt", so Kitzler.
Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober sei es schwierig, durch die Checkpoints in das und aus dem Westjordanland zu kommen. Man fürchte sich auch vor einer weiteren Radikalisierung durch den Krieg in Nahost in den palästinensischen Gebieten.