Interview - EU-Abgeordnete Wiener (Grüne): Pestizide müssen radikal reduziert werden
Das EU-Parlament hat in dieser Woche ein Gesetz gekippt, nach dem weniger Pestizide in Europa verwendet werden sollten. Die Grüne EU-Abgeordnete Sarah Wiener spricht von einem Tagessieg für den Lobbyismus. Sie erklärt, warum sie es weiter für notwendig hält, dass chemische Pestizide verringert werden.
Über den Einsatz von Pflanzenschutz-Mitteln in der Landwirtschaft gehen die Meinungen auseinander. Die Fernseköchin Sarah Wiener kämpft für gesunde Ernährung und sitzt für die österreichischen Grünen im Europaparlament. Als Verhandlungsführerin hat sie sich für schärfere Regeln beim Einsatz von Pestiziden im EU-Parlament stark gemacht. Ihr Vorschlag hat diese Woche aber keine Mehrheit gefunden.
"Das ist ein Tagessieg der Pestizidindustrie und des Lobbyismus, der die Pestizidreduzierung für chemische Pestizide verhindert hat", so Wiener. Sie verweist auf die Notwendigkeit der Biodiversität und den Verlust an Bestäubern. Daher sei sie sicher, dass noch etwas kommen werde, "dass diese chemischen Pestizide und unsere Umweltgifte tatsächlich radikal reduzieren wird, weil es einfach keine andere Möglichkeit gibt für die Zukunft".
Wiener: Vorschlag zur Pestizidreduktion wurde boykottiert und verwässert
Wiener bezeichnet den Vorschlag der Grünen als soliden und praktikablen Kompromiss aus der Mitte, der mit Liberalen, Sozialisten und den Linken erarbeitet worden sei. Dieser habe unter anderem Reduktionsziele für die Mitgliedsstaaten vorgesehen, aber auch Finanzierungen und Schulungen für Landwirte. Der Vorschlag sei boykottiert und verwässert worden.
Wiener: Ökologiosche Landwirtschaft kommt ohne Pestizide und Mineraldünger aus
Es gebe bereits erfolgreiche konventionelle Landwirtschaft mit agrarökologischen Methoden. Außerdem verweist Wiener auf die ökologische Landwirtschaft, die komplett ohne chemische Pestizide und Mineraldünger auskomme. "Zu sagen, ohne chemische Pestizide geht es gar nicht, ist einfach - sagen wir mal freundlich - nicht ganz die Wahrheit." Wichtig sei es Bäuerinnen und Bauern mitzunehmen und sie finanziell zu unterstützen.
Als Politikerin gehe nicht darum, "als Einzelne oder Minderheit die ganze Welt zu verändern, sondern es gilt auch, zu informieren und Schlimmes zu verhindern." Bisher habe Wiener fünf Jahre ihres Lebens der Politik gewidmet. Ob sie sich auch für die Europawahl 2024 zur Wahl stellen lassen will, sei noch offen.