Interview - Zentralrat der Muslime: "Wir brauchen den gesellschaftlichen Zusammenhalt"
Am Dienstag und Mittwoch treffen sich Vertreter muslimischer Verbände mit Vertretern der Politik zur Deutschen Islam Konferenz. Nicht mit dabei sein wird in diesem Jahr der Zentralrat der Muslime. Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats, wundert sich über die Nicht-Einladung.
Unter dem Titel "Sozialer Frieden und demokratischer Zusammenhalt: Bekämpfung von Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung" lädt das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin zur Deutschen Islam Konferenz ein. Beim Austausch zwischen muslimischen Verbänden und der Politik werden in diesem Jahr allerdings einige Organisationen fehlen, darunter auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland.
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats, wundert sich über die Nichteinladung. Gerade jetzt brauche man den Austausch. Angesichts der eskalierten Situation im Nahen Osten und auch in Deutschland sei der gesellschaftliche Zusammenhalt aber aktuell wichtiger als eine Teilnahme an der Islam Konferenz. "Unsere Arbeit der Mäßigung und der gezielten Bekämpfung von Menschenfeindlichkeit und in dem Fall hier auch Antisemitismus geht natürlich weiter."
Eskalation der Gewalt nützt nur den Extremisten
Der Zentralratsvorsitzender stellt klar: "Es geht einerseits darum Extremismus wie den Hamas-Terror am 7. Oktober zu verurteilen und auf der anderen Seite deutlich zu machen, dass der Krieg in Gaza, das israelische Bombardement nicht weitergehen darf." Diese Eskalation der Gewalt helfe am Ende nur den Extremisten und rücke eine Friedenslösung im Nahen Osten in weite Ferne.
Mazyek warnt davor jede pro-palästinensische Demonstration als eine Hamas-Kundgebung abzustempeln und alle Demonstrierenden über einen Kamm zu scheren. "Viele Muslime in unserem Land sind verunsichert, haben Angst, sich überhaupt zu Wort zu melden, sie fühlen sich eingeschüchtert durch die Debatte." Menschen, die in Gaza Angehörige verloren haben, müssten ihren Gefühlen Ausdruck verleihen dürfen. "Gleichzeitig geht das nicht, in dem ich menschenverachtende Parolen herausposaune."
Mehr Unterstützung für Aufklärungsarbeit
Dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor Beginn der Islam Konferenz von einigen muslimischen Verbänden mehr Engagement gegen Antisemitismus gefordert hat, sieht Mazyek dabei auch als Zeichen einer fehlenden Wahrnehmung. Der Zentralrat der Muslime arbeite seit vielen Jahren gegen Antisemitismus, etwa indem man mit muslimischen Gruppen Gedenkstätten wie Auschwitz besuche.
Außerdem versuche man, Antisemitismus auch über den Islam zu bekämpfen, indem man deutlich mache, dass Menschenfeindlichkeit im Islam eine Sünde sei, erklärt der Zentralratsvorsitzende. Für diese Programme wünscht sich Mazyek mehr Unterstützung durch den Staat und die Gesellschaft.