Interview - Bischof Stäblein: Kurschus-Rücktritt "bitterer Moment für uns alle"
Am Montag hat Annette Kurschus ihren Rücktritt erklärt. Nach den Vertuschungsvorwürfen gegen die EKD-Vorsitzende und Problemen bei der Krisenkommunikation sei das der folgerichtige Schritt, sagt Christian Stäblein, der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz.
"Mit Gott und mir selbst bin ich im Reinen, ich gehe getrost und aufrecht" - Mit diesen Worten ist Annette Kurschus am Montag von ihrem Amt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zurückgetreten. Ihr wird vorgeworfen, als frühere Gemeindepfarrerin in Siegen die sexuellen Übergriffe eines Kirchenmitarbeiters vertuscht zu haben.
Obwohl Kurschus versichert hat, nichts von einem möglichen Missbrauch gewusst zu haben, sei ihr Rücktritt eine folgerichtige Entscheidung, findet Christian Stäblein, der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende sei in eine Situation geraten, in der es keinen anderen Schritt mehr gegeben habe.
Probleme bei der Krisenkommunikation
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe in der vergangenen Woche habe es große Schwierigkeiten bei der Krisenkommunikation gegeben, sagt Stäblein. Am Ende sei so der Eindruck entstanden, dass da scheibchenweise Informationen mitgeteilt wurden.
"Das ist ein bitterer Moment für Frau Kurschus und für uns alle als Evangelische Kirche", sagt der Landesbischof. Er habe die Ratsvorsitzende als eine geradlinige und konsequente Frau geschätzt und so geradlinig und konsequent sei sie nun auch von ihren Ämtern zurückgetreten. Wie von ihr beabsichtigt habe Kurschus damit dafür gesorgt, dass es jetzt in erster Linie um die Betroffenen gehe.
Schmerz der Betroffenen anerkennen
Es sei gut, dass der Fall jetzt von der Staatsanwaltschaft untersucht werde. "Wir tun als Kirchen, glaube ich, gut daran, dass wir diese Dinge an die Staatsanwaltschaft geben und darauf vertrauen und auch darauf setzen, dass es auch eine externe Aufarbeitung gibt, denn oft sind Organisation, auch wir, nicht in der Lage, es von innen zu lösen", so der evangelische Landesbischof.
Jede Großorganisation und auch die Evangelische Kirche habe laut Stäblein ihre eigenen Bedingungen, mit Blick auf Mitarbeiterstrukturen und Abhängigkeiten. Das müsse jetzt alles genau und im Detail angeguckt werden. Es gehe aber auch darum, den Betroffenen zuzuhören und den Schmerz anzuerkennen, der ihnen durch Menschen aus der Kirche zugefügt wurde.