Interview - Ramelow: Linke muss "Scherben sortieren"
Die Linke trifft sich am Freitag zu ihrem ersten Bundesparteitag seit der Abspaltung einer Gruppe um Sahra Wagenknecht. Seine Partei stehe zwar vor einem Scherbenhaufen, sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Doch aus dem könne ein guter, neuer Weg werden. Es brauche die Linke als starke Stimme für die Schwächsten in der Gesellschaft.
Nach der Abspaltung einer Gruppe von Abgeordneten um Sahra Wagenknecht hat die Linke-Fraktion im Bundestag beschlossen, sich aufzulösen. Die Partei trifft sich ab Freitag in Augsburg zu einem Bundesparteitag.
Dass die Krise der Linken gravierend ist, bestreitet auch der einzige Länderchef der Partei, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, nicht. "Schön ist anders", sagt der Politiker. Die Partei stehe vor einem Scherbenhaufen. "Aber auch Scherben sortieren macht Freude, wenn man die Steine, die einem in den Weg gelegt worden sind, [...] dazu benutzt, etwas Neues, Gutes, Schönes zu bauen."
Ramelow: Wagenknecht-Partei keine Konkurrenz bei Landtagswahlen
Aus der Krise könne ein neuer Weg für die Partei entstehen, so Ramelow. Die Linke müsse eine laute Stimme für die Schwächsten in der Gesellschaft sein, ohne auf populistische Parolen zurückzugreifen. "Sondern wir wollen anfassbar Politik machen", betont Ramelow.
Eine Konkurrenz für die Linke durch die Wagenknecht-Partei bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr sieht Ramelow nicht. Die Parteigründung sei noch nicht so weit, das Wagenknecht-Bündnis werde bei den Wahlen nicht antreten. Eine Gefahr in Thüringen bestehe eher in einer etwaigen Koalition der AfD mit der CDU.
Vom Bundesparteitag erhofft sich Ramelow "eine klare Botschaft, dass wir zusammenstehen". Die Linke müsse deutlich machen, dass sie an der Seite der Menschen stehe, die eine starke linke Stimme in der Gesellschaft brauchten.