Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), nimmt neben Hamzat Obafemi, stellvertretender Gouverneur des Bundesstaates Lagos, an der Eröffnung des Deutsch-Nigerianischen Wirtschaftsforums in der Wirtschaftsmetropole Lagos teil.
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Interview - Wirtschaftsvertreter Kannengießer: Haben Afrika zu lange auf Krisen reduziert

Olaf Scholz beendet am Dienstag in Ghana seine dreitägige Afrikareise. Beim Besuch des Kanzlers ging es um eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit mehreren westafrikanischen Ländern. Für Christoph Kannengießer vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft wäre dafür jetzt genau der richtige Moment.

Mit zwei Themen im Gepäck war Bundeskanzler Olaf Scholz am vergangenen Sonntag zu seiner dreitätigen Westafrikareise aufgebrochen. Bei den Besuchen in Nigeria und Ghana sollte es um die Migration aus Afrika nach Europa und um eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den beiden westafrikanischen Ländern gehen.

Für Christoph Kannengießer, den Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, kommt der Besuch des Kanzlers genau zur richtigen Zeit. Deutschland habe gegenüber Ländern wie Russland oder China deutlich Nachholbedarf, was die wirtschaftlichen Beziehungen zu afrikanischen Ländern angehe. Diesen Wettbewerb müsse man jetzt annehmen, fordert der Wirtschaftsvertreter.

Migrationspartnerschaft mit Nigeria wäre sinnvoll

 

"Wir haben den afrikanischen Kontinent zu lange reduziert auf Krisen, Kriege und Konflikte und wir haben ihn zu stark in der Schublade der Entwicklungszusammenarbeit eingeordnet", sagt Kannengießer. Nigeria etwa könne ein wichtiger Lieferant für Flüßiggas werden. Außerdem habe das Land mit einem prognostizierten Bevölkerungswachstum bis 2050 auf bis zu 400 Millionen Menschen gewaltiges Potenzial.

Auch beim Thema Migration betont der Wirtschaftsvertreter die Vorteile einer engeren Zusammenarbeit. So könnten etwa mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz zukünftig mehr junge Nigerianer legal nach Deutschland kommen, um hier eine Ausbildung zu machen, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Für Kannengießer wäre eine Migrationspartnerschaft mit Nigeria der richtige Schritt, "weil das im Interesse beider Seiten und auch im Interesse der jungen Menschen ist."