Interview - Politologe: USA besorgt über weitere Polarisierung in Nahost
In Israel hat US-Präsident Joe Biden dem Land den Beistand der USA zugesichert. Gleichzeitig sei die Sorge groß, dass die Reaktion Israels auf den Terrorangriff der Hamas die Fronten in der Region verhärteten, sagt Politologe Jan Techau. Das sei aus Sicht der USA weder im eigenen noch im Interesse Israels.
Tausende israelische Soldaten, dutzende schwere Panzer, Schützenpanzer und andere Fahrzeuge sind im Süden Israels an der Grenze zum Gazastreifen in Stellung gegangen. Doch der Befehl zu einer Bodenoffensive ist noch nicht gekommen. Das Risiko in Hinterhalte zu tappen ohnehin groß. Dazu kommt die Gefahr, dass die 200 Geiseln, die die Hamas verschleppt hat, getötet werden.
Womöglich hält Israels Premierminister Netanyahu die Truppen auch deswegen zurück, weil es der wichtigste Verbündete, die USA, so will. Was steht für Amerika und Präsident Joe Biden in diesem Konflikt auf dem Spiel?
Techau: Konflikt überschattet jede Form der internationalen Politik
"Es ist die große Sorge, dass Israel jetzt auf eine Art und Weise reagiert, die vor Ort eine solche Polarisierung hervorruft und noch verstärkt, die nicht im Interesse Amerikas und aus Washingtoner Sich auch nicht im Interesse Israels ist", sagt Jan Techau, Politikwissenschaftler und Director Germany beim Politik-Beratungsunternehmen Eurasia Group.
Eine Eskalation des Krieges und eine mögliche Ausbreitung auf Syrien, den Libanon oder den Iran wolle man in den USA unbedingt verhindern. Der Konflikt sei bereits jetzt im Sicherheitsrat der Vereinten Nation das dominierende Thema, dass für starke Polarisierung sorge. Jede weitere Eskalation vertiefe die Gräben, was letztlich jede Form der internationalen Politik überschatte, so Techau.