Interview - Wissler: "Ich weiß, dass wir nicht die Auflösung unserer Partei erleben"
Sahra Wagenknecht will am Montag die Gründung ihrer eigenen Partei verkünden. Damit steht die Linke vor einer Spaltung. Die Parteivorsitzende Janine Wissler sagt: Wer eine konkurrierende Partei aufbaut, könne nicht mehr Teil der Linken sein.
Vor der öffentlichen Vorstellung des "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) hat die Vorsitzende der Partei "Die Linke", Janine Wissler, angekündigt, Parteiausschlussverfahren für BSW-Anhänger auf den Weg zu bringen.
Wissler sagte, mit dem heutigen Tag sei klar, dass sie getrennte Leute sind. "Es ist eine Selbstverständlichkeit. Wer eine neue Partei aufbaut, eine zur Linken konkurrierende Partei, kann ja nicht gleichzeitig Mitglied der Linken sein. Das verbietet unsere Satzung. Das ist auch politisch einfach unvereinbar."
"Bedauerlich, dass es sich so entwickelt hat"
Wissler betonte mehrmals, sie bedaure, dass es soweit gekommen sei. "Es gab mal eine Zeit, wo ich mit Sahra Wagenknecht durchaus politisch eng war. Ich finde es bedauerlich, dass es sich so entwickelt hat. Es ist aber jetzt auch unausweichlich, wenn jemand permanent ignoriert, was demokratischer Beschluss einer Partei ist und die eigene Partei öffentlich schlecht redet und demontiert."
Die logische Konsequenz sei, dass man sich irgendwann trennen müsse, so Wissler. Jeder Versuch, irgendwie wieder zusammenzukommen, sei leider gescheitert.
Keine Auflösung der Partei
Wissler ergänzte: "Ich weiß, dass wir nicht die Auflösung unserer Partei erleben. Es kann sein, dass wir unseren Fraktionsstatus [im Bundestag] verlieren. Das ist bedauerlich. Das habe ich nicht gewollt, aber dafür trägt allein Sahra Wagenknecht die Verantwortung und die Leute, die eine neue Partei gründen."
Die Linken-Vorsitzende äußerte zudem grundsätzliche Kritik daran, dass bisherige Linken-Politiker eine neue Partei gründen: "Wir leben in Zeiten, in denen wir Krisen erleben, in denen wir Kriege erleben, die Kürzungspolitik der Ampel, ein Erstarken der Rechten und ich finde in einer solchen Zeit sollten sich für die Linke gewählte Abgeordnete darauf konzentrieren, ihren Job zu machen. Und das ist linke Oppositionsarbeit gegen die Ampel und nicht einen solchen Egotrip, eine neue Partei zu gründen, ein konkurrierendes Projekt."