Interview - Virchowbund zur Lage der Ärzte: "Das Geld reicht schlicht nicht"
"Praxis in Not" - unter diesem Motto wollen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte am Montag mit einem Protest auf ihre Lage aufmerksam machen. Dirk Heinrich vom Virchowbund erklärt, dass viele Ärzte Verluste machten. Er warnt vor einer Wartelisten- und Zweiklassenmedizin.
Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte protestieren am Montag gegen die Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sie beklagen Kostendruck durch Inflation, steigende Mieten und Energiepreise. Deswegen bleiben viele Praxen geschlossen. Einer der Organisatoren des Protesttages der Ärztinnen und Ärzte ist der Virchowbund.
Der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich kritisiert die gesetzlich festgelegte Begrenzung der Gelder, die von den Krankenkassen für die Praxen bereitgestellt werden. Das wirke sich auf die Praxen aus, denn die Medizin sei teurer geworden. "Wir haben auch mehr Patienten. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen jetzt in die Jahre, wo sie mehr medizinische Versorgung brauchen. Das Geld reicht schlicht nicht."
Forderungen der Ärzte: Ende der Budgetierung, weniger Bürokratie, echte Digitalisierung
Er selbst bekomme in seiner Praxis jeden dritten Patienten gar nicht mehr bezahlt und habe Verluste, so Heinrich. Als Folge werde er die Termine runterfahren müssen. Der Vorsitzende des Virchowbundes fordert, dass die Budgetierung beendet wird. Außerdem brauche es mehr Studienplätze, weniger Bürokratie und eine "echte" Digitalisierung.
Wenn sich an der Lage nichts verändert, hat Heinrich weitere auch mehrtägige Proteste der Ärzte angekündigt. "Wir werden diesen Kampf zu Ende führen müssen für unsere Patienten."
Virchowbund: Lauterbach ist Vater der Wartelistenmedizin
Die medizinischen Angestellten wollen demnach keine Patienten ablehnen. "Aber wenn man uns die Mittel dazu nicht gibt, unsere Patienten und Patientinnen wirklich gut zu versorgen, dann ist eben Herr Lauterbach der Vater der Wartelistenmedizin. Und am Ende auch der Zweiklassenmedizin." Denn Menschen mit Geld würden sich aus den Wartelisten herauskaufen, so Heinrich.