Interview - Friedrich-Ebert-Stiftung: Auflösung Berg-Karabachs könnte bevor stehen
Der Konflikt in Berg-Karabach ist wieder aufgeflammt. Seit dem Zerfall der Sowjetunion streiten Armenien und Aserbaidschan um die Region. Die Feuerpause könnte letztlich in einer Auflösung und einer Auswanderung der Menschen münden, meint Marcel Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Angesichts des eskalierten Konflikts um die Region Berg-Karabach geht der Süd-Kaukasus-Experte Marcel Röthig davon aus, dass es zügig zu einer Auflösung kommen könnte. Auch wenn es weiterhin Berichte gebe, dass geschossen werde, sei eine Feuerpause offiziell in Kraft, so Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Georgien.
"Übermacht von Aserbaidschan"
Die Machthaber in Berg-Karabach wollten sich am Donnerstag mit Vertretern Aserbaidschans treffen und miteinander sprechen, sagt Röthig. Dies könne möglicherweise in der Auflösung Berg-Karabachs enden. Es gebe eine klare "Übermacht von Aserbaidschan". Armenien wolle sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen. Angesichts der Aussichtslosigkeit der Lage sehe er ein Ende dieser "Quasi-Republik", so Röthig.
"Der Hass auf beiden Seiten ist groß"
"Der Hass auf beiden Seiten ist groß", sagt der Kaukasus-Experte und rechnet damit, dass es zu einem Exodus Tausender Menschen kommen werde. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber vor allem von Armeniern bewohnt. Um das Gebiet gab es immer wieder Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan. Seit Dienstag versucht die aserbaidschanische Armee, das Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen.