Interview - DRK-Leiter Johnen: Libyen braucht schnell materielle Hilfe
Nach den schweren Überschwemmungen im Osten Libyens sollen allein in der Hafenstadt Darna mindestens 2.300 Menschen ums Leben gekommen sein. Christof Johnen vom Deutschen Roten Kreuz will so schnell wie möglich ein Flugzeug mit Hilfsgütern in die besonders betroffenen Regionen schicken.
Allein in der libyschen Hafenstadt Darna sollen mehr als 2.300 Menschen ums Leben gekommen sein. Nach Angaben von Hilfsorganisationen wurden weitere 7.000 Menschen verletzt, tausende weitere werden noch vermisst. Das ist die vorläufige Bilanz des Sturmtiefs, das am Sonntag über den Osten des Landes gezogen ist.
Schwerste Schäden in Darna
Laut Christof Johnen, dem Leiter des Bereichs Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, ist die Lage in Libyen weiter sehr unübersichtlich. Das liege auch daran, dass die Telekommunikation im Land nach dem Unwetter teilweise unterbrochen sei und auch Straßen nicht passierbar seien. Deswegen rechnet Johnen mit weiteren schlechten Nachrichten: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Anzahl der getöteten Menschen nochmal deutlich steigen wird."
Am schwersten sei aber sicherlich die Hafenstadt Darna betroffen, erklärt Johnen. Der Bruch zweier Staudämme habe dazu geführt, dass sich eine Flutwelle mit ungeheurer Macht eine Schneise durch die Stadt geschlagen habe. Auch in anderen Städten habe es zwar Überschwemmungen gegeben, dort sei das Wasser jedoch langsamer angestiegen.
Hilfe mit dem Flugzeug
Wichtig sei nun, so schnell wie möglich materielle Hilfe aus anderen Ländern nach Libyen zu bringen, sagt der Rote-Kreuz-Bereichsleiter. Man habe dem libyschen Roten Halbmond bereits Geld überwiesen, damit die unmittelbaren Kosten der Hilfsarbeiten gedeckt werden können. Jetzt berate man mit dem türkischen roten Halbmond, wie man möglichst schnell einen Flug mit Hilfsgütern in die am schwersten betroffene Region organisieren könne, so Johnen.
Dass Libyen nach Jahren des Bürgerkriegs stark destabilisiert ist und aktuell zwei Regierungen um die Macht im Land konkurrieren, ist für den Rot-Kreuz-Mitarbeiter dabei gerade nebensächlich. "Für uns kommt es jetzt darauf an, […] den in Not geratenen Menschen zu helfen und wir sind auch zuversichtlich, dass uns der Zugang auch aus einer Sicherheitsperspektive gelingen wird."