Interview - Expertin: Wir brauchen eine Garantie auf Ausbildungsplätze
Wenn junge Menschen weder in der Schule noch in der Ausbildung oder im Job sind, kann das verschiedene Ursachen haben. Aber entgegen der gängigen Meinung sind sie oft keine Nichtstuer, sondern vor allem unterstützungsbedürftig, sagt Caroline Schnelle, Ausbildungsexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.
Nach Meinung von Caroline Schnelle, Ausbildungsexpertin bei der Bertelsmann Stiftung, brauchen wir in Deutschland eine Garantie auf Ausbildungsplätze. Notfalls müssen diese auch staatlich finanziert sein, meint Schnelle. Hintergrund seien die sogenannten Neet (not in education, employment or training): Junge Menschen - meist zwischen 15 und 24 Jahren - die weder in der Schule noch in Ausbildung oder Job sind.
Man kann es sich nicht leisten, die Menschen im Stich zu lassen
Entscheidend sei, diese Menschen individuell und sehr eng zu betreuen - sie also nicht im Stich zu lassen, so Schnelle. Nur so könne man ihnen eine "zuverlässige Perspektive" bieten. Die Frage sei nicht, ob man sich solche Einzelbetreuungen leisten wolle, sondern ob man es sich leisten wolle, diese Menschen auf ihrer Suche nach einem Platz im Leben allein zu lassen. Letztlich gehe die Rechnung auf - denn es drohe sonst Erwerbslosigkeit und Altersarmut. Finden die Neets eine Beschäftigung, werden die Folgekosten gesenkt.
Wer sich frustriert zurückzieht, kann verloren gehen
Die Gründe für die Lebensphase seien beispielsweise kleine Kinder oder chronische Erkrankungen, die Suche im Übergang nach dem nächsten Schritt oder eine Auszeit. Kritisch werde es, wenn sich die jungen Menschen frustriert zurückgezogen hätten - etwas, was über eine typische Orientierungsphase hinausgehe. Besonders problematisch sei es, wenn dann kein Kontakt zur Schule oder zur Arbeitsagentur bestehe - dann drohten die jungen Menschen aus dem System zu fallen.