Interview - IWH-Experte zum Industriestrompreis: "Subventionierung ist falsches Signal"
Die deutsche Wirtschaft bleibt im Abschwung. Die Bundesregierung diskutiert deswegen über Subventionen. Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle glaubt, dass sich die Industrie stattdessen auf dauerhaft höhere Energiekosten einstellen muss.
Die größten Sorgen machen sich die Deutschen derzeit um den Zustand der Wirtschaft. Das ist das Ergebnis des aktuellen ARD-Deutschland-Trends. Und auch die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute blicken pessimistisch auf die Konjunktur im Land. Das ifo-Institut in München und auch das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um etwa 0,5 Prozent schrumpfen wird.
Schwächelnde Konjunktur
"Wir sind uns eigentlich relativ einig in der Bewertung der Lage, dass die Konjunktur schwächelt und sich auch nur langsam erholen wird", sagt Oliver Holtemöller, der Vizepräsident des IWH und Leiter der Abteilung Makroökonomie.
Als Hauptursache nennt der Wirtschaftsexperte den "Energiepreisschock", ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das habe die Realeinkommen der Menschen gesenkt, während gleichzeitig die Preise in vielen Bereichen gestiegen seien. "Deshalb geht die Nachfrage nach Konsumgütern zurück und die Wirtschaftsleistung sinkt." Holtemöller spricht deswegen von einer Stagnation der deutschen Wirtschaft.
Dauerhaft hohe Energiekosten
Obwohl auch die Wirtschaft unter den hohen Energiepreisen leidet, ist der Ökonom skeptisch, ob der von Wirtschaftsminister Habeck vorgeschlagene Industriestrompreis die richtige Lösung ist. "Das, was an Subventionen an die geförderten Unternehmen gezahlt werden würde, müssen alle anderen erwirtschaften." Man erhöhe so den Druck auf die profitablen Bereiche der Wirtschaft.
Holtemöller erwartet auch in Zukunft hohe Energiekosten in Deutschland. "Und deshalb ist es wichtig, dass sich alle Bereiche der Wirtschaft, auch die Industrie, darauf einstellen, dass wir nicht zu niedrigen Energiepreisen zurückkehren - und eine Subventionierung würde hier ein falsches Signal setzen."